Alle 81 Bewohner konnten in einer beispiellosen Rettungsaktion gerettet und noch am selben Tag in umliegende Pflegeheime gebracht werden. Dort werden sie seither gepflegt und betreut. Bald nach Ostern sollen nun 54 Bewohnerinnen und Bewohner wieder nach Neustadt umziehen können.
"Unsere Bewohner sollen baldmöglichst nach Neustadt zurückkehren können", das hatte sich nicht nur Caritasdirektor Michael Weißmann von Anfang an gewünscht. Dafür haben die Mitglieder des Caritas-Krisenstabs, die Mitarbeitenden des Heimes und der zuständigen Behörden die vergangenen vier Wochen beinahe rund um die Uhr gearbeitet. Viele Bedingungen müssen erfüllt und die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, auch in einem solchen Ausnahmefall. Verständlich, geht es doch um die Versorgung von pflegebedürftigen Menschen. Gut vier Wochen nach dem Unglück gab der Diözesan-Caritasverband in einer Pressekonferenz bekannt: Noch im April sollen die meisten Bewohner wieder zurück in die Heimat kommen; allerdings mit Einschränkungen.
30 Plätze im Alten- und Pflegeheim St. Martin
Der Südflügel des Caritas-Heimes St. Martin wurde in den vergangenen Wochen von einer professionellen Reinigungs- und Spezialfirma quasi mit der Zahnbürste gereinigt. Der Chemiker führte danach erneut Messungen durch und konnte für das Erdgeschoss und den ersten Stock des Südflügels Entwarnung geben. Auch der Speisesaal und die Kapelle wurden vom Gutachter freigegeben. Zuvor gab bereits die Feuerwehr nach einer Begehung grünes Licht. Die Heimaufsicht stimmte dem Betrieb in diesem Teilbereich des Hauses bereits mündlich zu, vorausgesetzt die Brandschutzauflegen des Landratsamtes (Bauamt) sind erfüllt. Diese gelte es derzeit noch umzusetzen. Danach stehen wohl 30 Plätze im Alten- und Pflegeheim St. Martin zur Verfügung. Die neuen Strom- und EDV-Leitungen werden in diesen Tagen gelegt, die Schwesternrufanlage ist installiert. Bis auf den Aufzug sollte dann ein reibungsloser Betrieb im Südflügel des Gebäudes möglich sein. Die Bewohner werden bis zur vollständigen Sanierung des Heimes in Doppelzimmern unterkommen. "Sie müssen mit diesen Einschränkungen natürlich einverstanden sein", sagte Caritasdirektor Weißmann. Niemand werde gezwungen, wieder zurück zu kommen. Dies bleibe letztendlich immer die Entscheidung von Bewohnern und deren Angehöriger.
24 Plätze im neuen Ausweich-Heim St. Florian (früheres Krankenhaus)
Um noch mehr Pflegebedürftigen die Möglichkeit zu geben, nach Hause zu kommen, mietet die Caritas ab 1. März zusätzlich einen Bereich des früheren Kreiskrankenhauses in Neustadt an. Auch dort haben bereits die notwendigen Begehungen stattgefunden. Der Trakt soll 24 Bewohner in zwölf Doppelzimmern beherbergen. Die Heimaufsicht stimmte auch dieser Nutzung zu, erneut unter der Voraussetzung, dass mit dem Bauamt der Brandschutz geklärt ist. Auch hierfür werden die Dinge derzeit umgesetzt. Anmietung und Ertüchtigung des früheren Krankenhaustrakts zum Pflegeheim werden von den Behörden genauso behandelt wie die Errichtung eines neuen Heimes. Ein neuer Versorgungsvertrag muss gestellt werden. Die Belegung kann erst nach Abschluss dieses neuen Versorgungsvertrages erfolgen. Der Antrag der Caritas ging nun vergangenen Montag an die Pflegekasse. Die Caritas hofft in diesem Fall auf einen Abschluss innerhalb von vier Wochen. Eine eigene Pflegesatzverhandlung muss außerdem noch geführt werden. "Wir hoffen, dass auch unser neues Heim St. Florian noch im April belegt werden kann", sagte Weißmann.
Die Caritas rechnet damit, dass nicht alle Bewohner gleich zurückkehren werden. Gespräche würden derzeit mit allen geführt. "Es gibt welche, die erst wieder kommen wollen, wenn das Haus komplett saniert ist", sagt Heimleiterin Stefanie Schricker. Dafür habe sie natürlich Verständnis. Diese Bewohner werden dann solange in den benachbarten Häusern bleiben. Vor allem diejenigen, die weiter weg verlegt wurden, sollen zunächst zurückkehren können. "Die Wege für den Besuch der Angehörigen sind dann wieder kürzer", ergänzte Schricker.
Der Nordtrakt von St. Martin ist noch länger nicht benutzbar. Hier entstanden durch das Feuer und die Rauchentwicklung größere Schäden. Die Sanierungsarbeiten laufen aber dort bereits. Da die Pflegebäder sehr stark betroffen waren, müssen diese komplett saniert werden. Die Fliesen werden von Wänden und Fußböden entfernt, die Bäder in Abstellräume umfunktioniert. Es müssen neue Fußböden verlegt und die Wände neu gestrichen werden. Vorab muss der sich daran anschließende Lüftungsschacht neu montiert werden.
Auf die Frage, wann das Alten- und Pflegeheim in Neustadt wieder komplett in Betrieb gehen kann, antworteten die Caritas-Verantwortlichen: "Wenn alles gut geht, halten wir mit allen Bewohnern und Mitarbeitenden im August hier wieder unser Sommerfest." Aber auch das hängt von Dritten ab, vom Aufzugbauer und vom TÜV. Gut so, es geht schließlich um die Sicherheit von Pflegebedürftigen und Mitarbeitern.