Dem Familienreport 2017 zufolge gelten etwa 2,8 Millionen Kinder als armutsgefährdet, 1,5 Prozent mehr als im Vergleichsjahr 2010. Zudem beklagt der Bericht eine wachsende Ungerechtigkeit.
Grund für den Anstieg sei auch der Zuzug von Kindern aus Migrantenfamilien nach Deutschland, heißt es. Um die Chancen dieser Kinder auf Teilhabe zu verbessern, seien gute Ganztagsangebote notwendig, aber auch mehr frühkindliche Bildung und Betreuung. Diese werde auch in Migrantenfamilien besser angenommen. Bei Kindern bis zu drei Jahren sei die Betreuungsquote hier um sieben Prozentpunkte auf 21 Prozent gestiegen.
Arbeit beider Elternteile als finanzieller Schutz
Als weitere Ursache für Armut und Bildungsdefizite nennt der Bericht Väter als Alleinverdiener. Ihre Familien hätten im Monatsdurchschnitt 3393 Euro netto zur Verfügung. Arbeite die Mutter zusätzlich 15 bis 28 Stunden, habe die Familie 1000 Euro mehr. Arbeiteten beide Eltern 28 bis 36 Wochenstunden, brächten sie netto durchschnittlich 4154 Euro heim.
"Der beste Schutz vor Armut ist die Erwerbstätigkeit beider Elternteile", heißt es im Report. Gerade unter Jüngeren wachse zudem die Zustimmung zu partnerschaftlicher Arbeitsteilung.
Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung
Die Chancen von Kindern seien nach wie vor ungleich verteilt, sagte Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD). Der Staat erreiche zu viele Kinder mit seinen Angeboten nicht. "Das beste Mittel, um bestehende Ungerechtigkeiten zu beseitigen, ist eine gute, verlässliche und kostenfreie Kinderbetreuung", so Barley, die sich zugleich für einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für alle Grundschulkinder aussprach.
Neben Alleinerziehenden, Kinderreichen und berufstätigen Müttern müssten zudem auch Väter stärker unterstützt werden. Ziel müsse es sein, das durchschnittliche Existenzminimum eines Kindes abzusichern.
Bedeutung für das Aufwachsen der Kinder
Der Familienreport 2017 stellt die Lebenslagen und Einstellungen von Familien in Deutschland und die Maßnahmen, mit denen Familienpolitik sie unterstützt, umfassend dar. Neben aktuellen statistischen Daten zum Zusammenleben wird die wirtschaftliche Situation von Familien und deren Bedeutung für das Aufwachsen von Kindern beleuchtet.