Der Workshop „Trommeln für die Pflege“ in der Caritaszentrale in Regensburg mit rund 25 Pflegefachpersonen: Diözesan-Caritasdirektor Michael Weißmann ist Diakon und gelernter Krankenpfleger (re. mit Drumsticks) und möchte Pflegefachpersonen berufspolitisch stärken. Referent Johannes Lichtenegger (li. mit Drumsticks) ist Pflegepädagoge und Pflegefachperson und hat die Workshops gemeinsam mit einer Kollegin an der TH Deggendorf entwickelt. Foto: Schophoff
Regensburg. Die Caritas in der Diözese Regensburg geht neue Wege in der Stärkung von Pflegepersonal: Mit der Fortbildungsreihe "Wir trommeln für die Pflege - Berufspolitik verstehen" setzt sie ein klares Zeichen für die Bedeutung der berufspolitischen Bildung in der Pflege. Am Montag, 10. November, fand dazu ein Workshop in der Caritaszentrale in Regensburg statt. Teilnehmende waren rund 25 Pflegefachpersonen aus der ambulanten Pflege.
"Wir Pflegefachpersonen müssen uns beruflich besser organisieren. Wir brauchen eine starke Stimme auf politischer Ebene", sagt Referent Johannes Lichtenegger. Finanziert werden die Workshops, die diözesanweit angeboten werden, vom Diözesan-Caritasverband Regensburg e.V. "Pflege braucht mehr politische Mitsprache und Selbstbestimmung", sagt Diözesan-Caritasdirektor Michael Weißmann.
Für eine gute Zukunft der Versorgung
Der Diözesan-Caritasdirektor Weißmann ist selbst gelernter Krankenpfleger. Mittlerweile blickt er als Arbeitgeber auf die Versorgung der Pflegebedürftigen. Diese sieht er in Gefahr. Personal fehlt, die Zahl der Pflegebedürftigen steigt. Der demografische Wandel werde kollektiv verdrängt.
Knapp 2000 Pflegefachpersonen arbeiten für die Caritas in der Region Regensburg, in Krankenhäusern, in Alten- und Pflegeheimen, in Tagespflegen, in der ambulanten Pflege. Caritasdirektor Michael Weißmann ruft sie nun dazu auf, sich in einer starken beruflichen Selbstverwaltung zu organisieren, sich politisch zu engagieren, für sich und die eigene Berufsgruppe einzustehen.
"Pflege muss laut sein!"
Die professionell Pflegenden sind die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen. "In ihnen steckt so viel Potenzial!", sagt Weißmann. Viele seien aber frustriert, weil sie sich als Empfänger von Vorgaben wahrnähmen, die ihnen die Politik auferlege. "In der Politik reden und entscheiden Menschen über die Pflege, die noch nie in der Pflege gearbeitet haben." Das müsse sich ändern. "Pflegeprofis müssen sich einmischen und mitentscheiden."
Deshalb bietet der Diözesan-Caritasverband Regensburg e.V. für Pflegefachpersonen die Workshops mit dem Titel "Berufspolitik verstehen" diözesanweit an. Pflegefachpersonen erfahren dort, wie politische Mitsprache gelingt und was beispielsweise eine Pflegekammer bewirken kann. Der Krankenpfleger und heutige Caritasdirektor hofft damit in Zukunft auf mehr Pflegeprofis nicht nur am Pflegebett, sondern auch auf den Podien in Politik und Gesellschaft. Er sagt: "Pflege muss laut sein. Pflege darf stolz sein. Und Pflege muss sich zeigen."
#TrommelnFuerDiePflege
Die Bildungsinitiative wird begleitet von der Kampagne #TrommelnFürDiePflege. Der Caritasverband bietet Pflegenden auf der Webseite www.trommeln-fuer-die-pflege.de eine Plattform. Dort verraten Pflegeprofis, wofür sie trommeln und was die Pflege für eine gute Zukunft braucht. Einige Statements werden in kurzen Reels auch in den sozialen Medien geteilt. Weißmann sagt: "Wir sind viele in der Pflege, trommeln wir gemeinsam!"
Sein Ziel für die Zukunft ist klar: gut ausgebildete Pflegefachpersonen, die den Wert ihres Berufs kennen, selbstbewusst auftreten und in einer Gesellschaft leben, die Pflege nicht nur braucht, sondern auch anerkennt. "Ich wünsche mir, dass Pflegebedürftige bis zum Ende menschlich begleitet werden - und dass die, die das leisten, auch die Rahmenbedingungen haben, das zu tun."
Größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen
Entwickelt wurden die Workshops von den Pflegepädagogen und Pflegefachpersonen Hannah Igl und Johannes Lichtenegger in Zusammenarbeit mit der TH Deggendorf. Beide sind selbst berufspolitisch aktiv und bringen aus erster Hand mit, was politische Mitbestimmung in der Pflege bedeutet. Hannah Igl sagt: "Dass sich ein Arbeitgeber so klar zur berufspolitischen Bildung seiner Pflegekräfte bekennt, ist bislang selten", sagt Igl. "Die Caritas erkennt an, dass der Pflegeberuf gestärkt werden muss, wenn wir den Herausforderungen des demografischen Wandels begegnen wollen. Dieses Engagement ist vorbildlich."
Referent Johannes Lichtenegger bringt es auf den Punkt: "Sich berufspolitisch fortzubilden bedeutet, Verantwortung für den eigenen Berufsstand zu übernehmen. Wir wollen vermitteln, dass Pflegekräfte nicht ohnmächtig sind - im Gegenteil: Als größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen können wir gemeinsam viel bewegen."