Spektakuläre Salti, Sprünge von Dach zu Dach und akrobatisches Überwinden von Mauern, Zäunen, Häusern. Wer kennt sie nicht, die Youtube-Videos zur Trendsportart Parkour? Akrobatik pur! Das Ziel der Sportler ist es, schnell, effektiv und kraftschonend von A nach B zu kommen. Und das Beste daran: Alles fängt ganz einfach an.
Liegt im Trend und ist pädagogisch wertvoll
Dies erlebten die Studierenden der Caritas-Fachakademie für Sozialpädagogik in Regensburg und deren Schulleiterin Dr. Nicole Ehrmann-Ludwig kürzlich in einer Fortbildung. Der Regensburger Parkoursportler Max Rieder, Absolvent der Fachakademie und Gründer der erlebnispädagogischen Firma Adventure Movements, zeigte im Sportunterricht, wie man den Trendsport erlernt - mit einfachen Präzisionssprüngen, Armsprüngen und Kastenüberquerungen. "Die Studierenden haben erfahren, was der Körper durch Kontrolle, gute Koordination und Übung zu lernen vermag", sagt Renate Wienbreyer, Sportphilologin an der Caritas-Fachakademie. Diese Erfahrung könnten sie später in ihre pädagogische Arbeit einfließen lassen.
Denn Parkour liege nicht nur im Trend, sondern hilft auch, pädagogische Ziele zu erreichen. "Insbesondere Kinder und Jugendliche, die mit Kontrolle und Konzentration Probleme haben, profitieren von Parkour", sagt Wienbreyer. "Das Konzentrations- und Steuerungsvermögen sowie die Stimmung werden verbessert." Eine Studie der Universität Regensburg bestätigt dies: Trainingsprogramme, die einen Schwerpunkt auf Balance setzten, würden eine signifikante Leistungssteigerung im Bereich der kognitiven Funktionen hervorbringen und somit die Aufmerksamkeit und die Gedächtnisleistung insbesondere von Kindern mit ADHS verbessern.
Wer Parkour macht, wird auch mental stärker
Max Rieder beobachtet diese wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Praxis. "Kinder und Jugendliche, die Parkour machen, lernen, sich selbst und riskante Situationen besser einzuschätzen." Sie würden zudem ihren Teamgeist stärken, sich auspowern und Selbstvertrauen gewinnen. "Unruhe, Zappeligkeit und Angespanntheit werden heruntergefahren. Die Jugendlichen fühlen sich motivierter und stärker, was sich auch auf ihre mentale Leistung auswirkt."
Auch die künftigen Erzieherinnen und Erzieher profitierten von der Parkour-Fortbildung. Denn die Prinzipien der Sportart sind ihnen durchaus bekannt: In den zwei Jahren theoretischen Unterrichtes an der Fachakademie müssen sie ebenfalls schnell, effektiv und am besten kraftschonend eine Menge Unterrichtsstoff bewältigen und ihr Ziel ansteuern. Dabei hilft es, die kognitiven Fähigkeiten durch Bewegung zu stärken. Die Sportphilologin Wienbreyer zitiert hierzu den US-Psychiatrieprofessor Dr. John Ratey: "Körperliche Bewegung oder Sport fördern nicht nur unsere geistige und psychische Verfassung, sondern haben auch direkten Einfluss auf das Lernen, und zwar auf der zellularen Ebene, indem sie das Potenzial des Gehirns verbessern."
Zusatzinfo: Ferienkurse für Kinder ab sechs Jahren
Der von Max Rieder gegründete Verein "Parkour Regensburg" bietet in Kooperation mit der Stadt Regensburg Ferienkurse für Kinder ab sechs Jahren an. Das Angebot richtet sich auch an Flüchtlinge. Weitere Informationen unter: www.parkour-regensburg.de
Zusatz-Info 2: Caritas-Fachakademie für Sozialpädagogik
Die Caritas Fachakademie für Sozialpädagogik in Regensburg bildet zu staatlich anerkannten Erziehern und Erzieherinnen aus. Diese arbeiten später in Kindergärten, Kinderkrippen, Horten und Heimen, Einrichtungen der Jugendpflege und in sozial- und heilpädagogischen Einrichtungen. Die zweigliedrige Ausbildung dauert insgesamt fünf Jahre. Zugangsvoraussetzung ist die mittlere Reife. Dem zweijährigen Sozialpädagogischen Seminar schließt sich die dreijährige Ausbildung an der Fachakademie an: zwei Jahre Vollzeitunterricht, dann ein einjähriges Berufspraktikum. Im Modellprojekt "OptiPrax" werden außerdem Abiturienten in drei Jahren zu Erziehern ausgebildet. Weitere Informationen: www.faks-regensburg.de oder unter www.caritas-regensburg/karriere.