Herr Riepl, in diesem Jahr fährt der Sonnenzug zum 51. Mal. Sie sind zum 26. Mal dabei und seit 13 Jahren im Organisationsteam. Was sind Ihre Aufgaben?
Ich übernehme mehrere logistische Tätigkeiten: Das wichtigste ‚Verkehrsmittel’ nach unserem Sonnenzug sind die Rollstühle. Damit diese alle einwandfrei funktionieren, warte ich sie vor Beginn der Reise. Ich prüfe zudem die Route aus logistischer Sicht, sprich: Ich besichtige das Reiseziel, bevor es losgeht. Das wichtigste sind kurze und barrierefreie Wege. Außerdem organisiere ich die Verpflegung. Eine Herausforderung ist das Mittagessen: Wir brauchen ein Gasthaus, das Kapazitäten für 400 Leute hat! Natürlich gibt es auch im Zug Essen und Trinken, wir organisieren je 800 Wurst- und Käsebrötchen, 400 Bananen, 400 Tafeln Schokolade und 1200 Flaschen Wasser und Apfelsaftschorle. All das muss vor der Abfahrt, also ab etwa drei Uhr morgens, im Sonnenzug verstaut werden. Und auch sonst fehlt es an nichts: Bei uns an Bord gibt es alles, was man für so einen Ausflug braucht, wie Flickzeug, Luftpumpen, Spanngurte.
Wie lange im Voraus fangen Sie und das Team an, für den Sonnenzug zu planen?
Unser Motto lautet: ‚Nach dem Sonnenzug ist vor dem Sonnenzug!’. Sofort nach dem diesjährigen Sonnenzug fangen wir wieder an, ein geeignetes Ziel für das nächste Jahr zu finden. Und das ist keineswegs zu früh, sondern unbedingt nötig. Schifffahrten beispielsweise müssen wir ein Jahr vorher buchen.
Wieviele Mitglieder hat das Organisationsteam?
Wir sind ein Team aus fünf bis sechs Leuten. Wir sind alle schon einige Zeit dabei und deshalb gut eingespielt. Wir arbeiten von Beginn an eng zusammen.
Nach welchen Kriterien wird das Reiseziel ausgesucht? Und weshalb fahren Sie in diesem Jahr bereits zum dritten Mal nach Garmisch-Partenkirchen?
Es geht immer um die Lage, um die Schönheit eines Ortes. Wir hatten dieses Jahr auch andere Ziele im Auge, aber dann war eine Kirche wegen Renovierung gesperrt und das Gasthaus für diesen Tag schon ausgebucht. In Garmisch-Partenkirchen passte einfach alles! Nächstes Jahr passt es dann wieder besser an einem anderen Ort.
Dass der Sonnenzug perfekt funktioniert, ist eine logistische Meisterleistung. Wie schafft man es, dass die pflegebedürftigen Reisenden rundum die Uhr betreut und versorgt werden können?
Das schafft man nur, indem alle im Team zusammenarbeiten. Und ich rede hier nicht nur von unserem Organisationsteam, sondern von knapp einhundert ehrenamtlichen Helfern der Caritas und der Malteser, zudem von den Ärzten und Pflegekräften, die dabei sind. Ohne deren Hilfe könnten wir den Sonnenzug nicht auf die Beine stellen!
Für Außenstehende und Mitfahrende läuft der Sonnenzug immer perfekt ab. Alle logistischen Rädchen scheinen von früh morgens bis spät abends ineinander zu greifen. In welcher Situation kamen Sie mal richtig ins Schwitzen?
Da erinnere ich mich noch gut: Es war ein sehr heißer Sonnenzugtag. Bald merkten wir, dass das Wasser und andere Getränke sehr knapp werden würden. Da war Improvisieren gefragt! Am Zielort suchten wir sofort einen Getränkemarkt auf. Die nachgekauften Getränke transportierten wir mit einem Sackkarren zum Bahnhof.
Interview: Eileen Breme
Zusatzinfo 1: Das ist der Sonnenzug
Der Sonnenzug wird traditionell veranstaltet und organisiert vom Diözesan-Caritasverband Regensburg. Mitfahren können vor allem ältere, einsame und pflegebedürftige Menschen mit oder ohne Behinderung, natürlich auch jüngere Menschen mit Behinderung. Für viele Teilnehmer ist der Sonnenzug die einzige Möglichkeit im Jahr, den Alltag hinter sich zu lassen und mit anderen Menschen eine Reise zu unternehmen. Die Mittelbayerische Zeitung und die katholische Sonntagszeitung sind traditionell Medienpartner der Aktion.
Zusatzinfo 2: Paten gesucht
Durch eine Sonnenzug-Patenschaft wird einem bedürftigen Teilnehmer die Mitfahrt finanziert. Wer an der Übernahme einer Patenschaft interessiert ist, wendet sich an die Caritas Regensburg. Für die Veröffentlichung wird ein aktuelles digitales Bild benötigt sowie ein kurzes Statement über die Beweggründe, den Sonnenzug zu unterstützen. Eine Patenschaft kostet mindestens 100 Euro.
Finanziert wird der Sonnenzug zum größten Teil durch Spenden. Zur Finanzierung des Sonnenzuges hilft jede kleine und große Spende an: Caritas Regensburg, IBAN: DE89 7509 0300 0001 1611 64, BiC: GENODEF1M05, Stichwort "Sonnenzug". Informationen zur traditionellen Aktion Sonnenzug gibt es im Internet unter www.caritas-regensburg.de/sonnenzug.