Spritzentausch
Spritzentauschprogramme
Warum Spritzentauschprogramme?
Manche Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung verabreichen sich Ihre Substanz intravenös - sie spritzen sie sich. Leider wird hier oft unsauberes Material verwendet bzw. Spritzen werden geteilt. Dies birgt ein großes Risiko der Ansteckung zum Beispiel an Hepatitis B und C, HIV oder weiteren Erkrankungen. Die medizinische Behandlung dieser Folgeerkrankungen verursacht hohe gesamtgesellschaftliche Kosten.
Um das zu verhindern, können sich Abhängigkeitserkrankte saubere, sterile Spritzen und Materialien besorgen. Suchtmittelabhängige sind Erkrankte und brauchen eine ebenso gute Versorgung wie Menschen mit einer körperlichen Erkrankung. Ein Teil dieser Versorgung beinhaltet, neben der Beratung und Behandlung zum Beispiel an der Caritas Fachambulanz, dass wir saubere Spritzen zur Verfügung stellen.
Was ist eigentlich Spritzentausch?
Abhängigkeitserkrankte können sich an Beratungsstellen oder bei Spritzenautomaten sterile Spritzen und Konsummaterialien holen. Diese sind:
• Spritzen
• Kanülen
• Löffel
• Ascorbinsäure
• Steriles Wasser
• Desinfektionstupfer
Gleichzeitig können sie ihr benutztes Spritzbesteck abgeben, so zu sagen tauschen, und damit sicher entsorgen. Hierfür stehen spezielle Abwurfbehälter bereit.
Was ist ein Spritzenautomat?
Der Automat ähnelt einem Zigarettenautomaten, ist jedoch grau und unscheinbar gestaltet. Gegen eine geringe Gebühr können Materialienpäckchen gezogen werden. Ein Abwurfschlitz ermöglicht eine sichere Entsorgung gebrauchter Spritzen.
Ein Automat ermöglicht Spritzentausch, zeitlich unabhängig, also auch außerhalb von Öffnunsgzeiten einer Beratungsstelle, an Wochenenden und Feiertagen.
Wo gibt es derzeit Caritas Spritzentausch? (Stand Oktober 2023)
In vielen Städten Bayern gibt es schon lange Programme zum Spritzentausch und Spritzenvergabe.
Die Caritas Suchthilfe Regensburg führt schon seit 2011 Spritzentausch in Kooperation mit der Aids-Beratungsstelle Oberpfalz durch. Mittlerweile geben hier die Streetworker und die Fachambulanz für Suchtprobleme (Hemauerstr. 10c, 93047 Regenbsurg) täglich Spritzen aus.
In Schwandorf wurde im Juni 2022 ein Spritzenautomaten unter der Adenauerbrücke installiert
Weitere Ausgabeorte sind geplant.
An wen richtet sich der Spritzentausch?
Jeder i.v. (intravenös) Konsument kann sich sichere und saubere Materialien holen und gebrauchtes Spritzbesteck sicher entsorgen.
Beim Spritzenautomatenerfolgt die Abgabe gegen eine geringe Gebühr (z.B. 50 Cent,) an den Beratungsstellen kostenfrei.
Wie wird garantiert, dass der Automat seine Ziele erreicht, ohne andere nicht adressierte Personengruppen zu gefährden?
Die Standorte für einen Spritzenautomat werden in Absprache mit den regionalen Behörden und Ansprechpartnern sorgsam ausgewählt, dass zum Beispiel kein Kindergarten, keine Schule oder ähnliches in der Nähe ist, und abseits von den allgemeinen Laufwegen. Der Automat an sich ist unattraktiv gestaltet. Er wird meist in hoher Greifhöhe angebracht.
Die Abgabe kostet eine geringe Gebühr (z.B. 50 Cent), also können nicht einfach so Päckchen gezogen werden. Auch der Abwurfbehälter ist so konzipiert, dass man nicht hineinfassen kann und sich an gebrauchten Materialien verletzen.
Ein Spritzenautomat ist sicher konzipiert.
Wächst mit dem Angebot des Spritzentauschs nicht die Neugier für Drogen bei Jugendlichen?
Es ist nichts darüber bekannt, dass dadurch die Neugier der Jugendlichen stärker geweckt wurde. Alle Arten von Substanzen sind in jeder Region zur Verfügung. Dass Jugendliche darüber Bescheid wissen, braucht es keine Spritzenautomaten. Vielmehr sollten wir über diese Themen offener und ohne Tabus mit den Heranwachsenden sprechen.
Und wenn dann doch mal ein Kind oder Jugendlicher mit einem Spritzenpäckchen daheim steht, dann sollen Eltern und Bezugspersonen diese Chance mit Ihren Kindern nutzen ins Gespräch zu kommen und in einer ruhigen Art über Substanzkonsum zu sprechen oder auch sich gemeinsam darüber zu informieren.
Wie wird der Spritzentausch angenommen?
In Regensburg wurden 2022 gesamt über 12.000 Tauschvorgänge vollzogen (Caritas Beratungsstelle mit Streetwork, Aids Beratungsstelle Oberpfalz, DrugStop).
Es ist ein wichtiger Teil der Schadensminimierung im Gesundheitssystem und verhindert viele schwerwiegende Begleiterkrankungen bei Abhängigkeitserkrankten.
Immer wieder gibt es in den Sozialen Netzwerken Ängste und Befürchtungen zum Thema Spritzentausch. Der positive Zuspruch, dass dies eine gesellschaftlich wichtige Versorgung darstellt überwiegt jedoch deutlich!
Haltung der Caritas Suchthilfe
Programme zum Spritzentausch polarisieren. Wir als Caritas Suchthilfeverbund Ostbayern möchten uns mit der Vergabe von sauberen Materialien positionieren. Die Menschen mit Substanzkonsum leben oft am Rande der Gesellschaft.
Das Thema Abhängigkeit ist ein Tabu und stigmatisiert. Die Caritas setzt sich für Konsumierende ein und bietet ihnen unbürokratisch und vertraulich Hilfe an. Wir machen das Thema sichtbar und sind da, wo andere wegschauen!