Internationale Brücken für das Weltklima
Folgen des Klimawandels betreffen arme Menschen in Deutschland und der ganzen Welt viel stärker als reiche Menschen. Caritas-Präsident Dr. Peter Neher hat daher bei einer Podiumsdiskussion auf dem 99. Katholikentag in Regensburg die besondere Verantwortung der kirchlichen sozialen Arbeit bei der Klimapolitik betont. Die Caritas sehe durch ihr Engagement in der Auslandshilfe die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Armut sehr deutlich. Daher müsse sie laut Neher mit gutem Vorbild auch im Inland vorangehen: "Soziale Einrichtungen müssen mehr Kompetenz investieren, um als Gesprächspartner in Fragen der Energiepolitik ernst genommen zu werden."
Die Podiumsteilnehmer bei der Diskussion „Und die Armen? Klimawandel und Energiewandel“ beim 99. Katholikentag in Regensburg, von links nach rechts: Prälat Dr. Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Marlene Potthoff vom Bundesprojekt Stromsparcheck Plus, Moderatorin Dr. Claudia Nothelle, Irene Knoke vom Südwind-Institut und Thomas Weiß, Klimaschutzbeauftragter der Stadt Kempten.
Die Energiewende in Deutschland beispielsweise kostet einkommensschwachen Haushalten verhältnismäßig mehr Geld. Weltweit gibt es besorgniserregende Auswirkungen des Klimawandels, die vor allem ärmere Länder und deren Bewohner treffen: sinkende Erträge bei Weizen und Mais, steigende Preise für Nahrungsmittel oder kriegerische Konflikte um Ressourcen. In ihrem Impulsreferat zeigte Irene Knoke vom Südwind-Institut Siegburg auf der Basis des Weltklimaberichtes ganz eindrücklich die Folgen des Klimawandels auf die Ernährung der Weltbevölkerung auf. Ertragseinbußen bei der Weizen- und Maisernte sind schon heute ganz deutlich zu erkennen. Gründe dafür sind beispielsweise der Verlust von Anbauflächen durch Trockenheit, veränderte Niederschläge, die die Fruchtbarkeit der Böden beeinflussen oder extremere Wetterverhältnisse, die Ernten vernichten. "Die Ungleichheit wird immer stärker zunehmen, innerhalb der Regionen und zwischen den Regionen", sagte Knoke. Sie forderte daher eine "Klimagerechtigkeit", in der Industrienationen, die mehr zum Klimawandel beitragen, auch mehr Verantwortlichkeit beweisen müssten.
Die diesjährige bundesweite Caritas-Kampagne "Weit weg ist näher als Du denkst" hat genau diese Zusammenhänge im Blick. Die Folgen der Globalisierung und des Klimawandels treffen weltweit die ärmeren Menschen am stärksten. Jeder einzelne in den Industrieländern kann aber mithelfen, diesen weltweiten Trend umzukehren. Gefordert sind dabei laut Caritas-Präsident Neher neben der "Phantasie positiver Entwicklung" von Einzelpersonen und Organisationen auch stärkere gesetzliche Vorgaben. "Politische Setzungen könnten technischen Fortschritt zum Klimaschutz begünstigen", sagte Neher. Beispielsweise erst aufgrund rechtlicher Vorgaben habe die Autoindustrie die Entwicklung von Technologien vorangetrieben, die einen geringeren Ausstoß an Kohlendioxid ermöglichen.
Zahlreiche Projekte gerade auch im kirchlichen und öffentlichen Raum sind in den letzten Jahren entstanden, um das Potential zum Klimaschutz direkt vor oder hinter der eigenen Haustüre zu entwickeln. Marlene Potthoff stellte bei der Diskussion das Bundesprojekt Stromspar-Check Plus vor, in dem Langzeitarbeitslose zu Energieberatern für sozial schwache Haushalte geschult würden. Besonders auf verstärkte Bildung zu den Themen Energie sparen, Energie effizienter nutzen oder erneuerbare Energien einsetzen, setzt Thomas Weiß, Klimaschutzbeauftragter der Stadt Kempten. Auch Caritas-Präsident Neher zeigte anhand konkreter Beispiele, wie gerade im Bereich sozialer Einrichtungen Klimaschutz betrieben wird: vom energiesparsamen Auto für ambulante Pflegedienste, dem Blockheizkraftwerk im Caritas-Fortbildungszentrum bis zum Klimaschutz in der Sanierung eigener Immobilien. Doch betonte Neher auch ganz deutlich: Damit die Stimmen von Kirche und Caritas gegenüber den politischen Entscheidungsträgern in der Energiepolitik ernst genommen werden könnten, müssten sie noch stärker als Vorbilder vorangehen und deutliche Impulse setzen.
Zusatzinfo: Mehr Informationen zur Caritas-Jahreskampagne mit vielen Beispielen, was jeder einzelne für eine gerechte Verteilung der Güter machen kann, gibt es auf im Internet unter www.globale-nachbarn.de.