Im Erzbistum Hamburg drohte kürzlich acht katholischen Schulen die Schließung. Das Problem: die Finanzen. Nun ist zwar eine Lösung in Sicht, doch der Fall löste eine bundesweite Debatte über Privatschulen und deren Rolle im Bildungssektor aus. Zeitgleich veröffentlichten die privaten Schulen in Bayern ein Positionspapier unter dem Titel "Schulvielfalt sichern". Die Träger wünschen sich mehr öffentliche Förderung. Auch im Bistum Regensburg gibt es einige Privatschulen, sogar eine eigene Schulstiftung. Und auch der Diözesan-Caritasverband betreibt berufsbildende Schulen: die Fachakademien für Sozialpädagogik in Regensburg und Weiden, die Berufsfachschulen für Altenpflege in Landshut und Sulzbach-Rosenberg sowie in Kooperation mit der Universitätsklinik den PflegeCampus in Regensburg. Grund genug einige Fragen und Antworten zu beantworten und einen Blick auf die Rolle der Kirchen im Bildungssektor zu werfen:
Was ist eine Privatschule?
Nach eigenem Verständnis tragen "Privatschulen" oder "Schulen in freier Trägerschaft" zur Vielfalt des Bildungsangebots in Deutschland bei. "Innovative Schulkonzepte, individuelle und differenzierte Förderung der Schüler sowie das breite Fächerangebot machen Privatschulen zum Glücksfall für Staat und Kommunen", heißt es in dem Positionspapier. Die Schulen werden von natürlichen sowie juristischen Personen des öffentlichen Rechts betrieben. Das Spektrum reicht von kirchlichen Gymnasien oder Berufsschulen über Montessori-Schulen bis hin zu internationalen Grundschulen.
Wie ist der Betrieb von Privatschulen gesetzlich geregelt?
Artikel 7, Absatz 4 des Grundgesetzes bildet die Rechtsgrundlage: "Das Recht zur Errichtung von Privatschulen wird gewährleistet." Die Landesschulgesetze regeln die Details. Je nachdem, ob eine Privatschule einer vergleichbaren öffentlichen Schule entspricht oder nicht, handelt es sich um eine "Ersatz- oder Ergänzungsschule". Die Ersatzschulen kommen am häufigsten vor.
Wie viele Privatschulen gibt es in Deutschland und welchen Anteil haben die Kirchen daran?
In Deutschland gibt es rund 5800 allgemeinbildende und berufsbildende Schulen in freier Trägerschaft (Quelle: Statistisches Bundesamt, Schuljahr 2016/2017). Knapp eine Millionen Schüler besuchen diese Privatschulen, das sind etwa zehn Prozent.
Die Kirchen sind mit Abstand die größten nichtstaatlichen Träger. In katholischer Trägerschaft befanden sich im Schuljahr 2015/16 genau 904 allgemein- und berufsbildende Schulen mit knapp 360 000 Schülern. Rund 1100 Schulen waren in evangelischer Trägerschaft und wurden von 140 000 Schülern besucht (Stand: 2014).
Wie finanzieren sich kirchliche Schulen?
Kirchliche Privatschulen beziehen Gelder aus drei Bereichen: erstens, aus dem Schulgeld und aus Spenden; zweitens, aus Eigenmitteln wie Kirchensteuererträgen oder Vermögen aus Orden; drittens, aus staatlicher Refinanzierung. Die Bundesländer schießen für den Betrieb der Schulen zwischen 60 bis 90 Prozent zu, die Modelle variieren stark. In dem Positionspapier fordern die Schulen freier Trägerschaft eine Erhöhung der staatlichen Zuschüsse um 15 Prozent.