Das Leben zeichnet bunt!
"Wir haben viele Chancen in unserem Land, wenn wir vielen eine Chance geben", sagte Martin Neumeyer, Mitglied des Landtags und Integrationsbeauftragter der Bayerischen Staatsregierung. Zwei Beispiele gelungener Integration stellten sich und ihre Lebensgeschichte persönlich vor: Yu-Ri Chung ist Migrantin der zweiten Generation. Ihre Eltern kamen als Gastarbeiter aus Südkorea nach Deutschland, die Mutter als Krankenschwester, der Vater als Bergarbeiter. Die Mutter musste damals, obwohl sie bereits ausgebildete Krankenschwester war, ihre Ausbildung in Deutschland nachholen. Dazu kamen Sprachkurse, damit die Arbeit mit den Menschen in der Pflege auch klappte. Heute sagt die Tochter: "Beide Seiten, die Gastarbeiter und das Land, das die Arbeitskräfte brauchte, haben davon profitiert." Yu-Ri Chung engagiert sich jetzt ehrenamtlich in einem Münchner Schülerpatenprojekt der Caritas. Sie selbst hat eine fundierte Ausbildung, einen guten Beruf. "Ich kann gut mitfühlen, wie es Kindern geht, die zwischen zwei Kulturen aufwachsen", begründet sie die Motivation für ihre freiwillige Mitarbeit bei dem Projekt, das Schüler beim Weg ins Berufsleben begleitet. "Und ich möchte gerne etwas zurückgeben."
Auch Barbara Kostka empfindet ihren persönlichen Migrationshintergrund als wertvolle Hilfe im beruflichen Alltag. Die Dozentin für Sozialpädagogik bildet unter anderem an der Caritas-Fachakademie in Regensburg junge Menschen zu Erziehern aus. Noch vor Lockerung des Eisernen Vorhangs war Barbara Kostka aus Polen nach Deutschland geflohen. "Wir sind damals zuerst in ein Lager gekommen, die erste Zeit war schwierig. Es ist mühsam, aber wenn man sich das vorgenommen hat, sind hier sehr viele Wege offen", sagt sie heute zurückblickend. Für ihre Arbeit sei der eigene Migrationshintergrund von Vorteil. Dadurch könne sie in der pädagogischen Arbeit die Offenheit für Migranten stärken. Und sie betont: "Bildung ist Prävention!"
Einen ganz anderen Blick auf die Integrationsdebatte warf bei der Podiumsdiskussion der Münchner Rechtsanwalt Hubert Heinhold. "Vom Asylgrundrecht ist fast nichts mehr übrig", berichtet er aus seinem beruflichen Alltag als Anwalt für Asyl- und Ausländerrecht. Er gibt Caritas-Asylsozialberatungsstellen juristische Hilfe: "Asylrecht ist ein Recht, das man sich erkämpfen muss", sagt er. Daher sei von Anfang an ein Netz aus Ratgebern und Informationen ganz wichtig. Oft seien beispielsweise die Gründe für eine Flucht aus dem Heimatland von Scham verdeckt. Es brauche kompetente Helfer, die sich in der deutschen Bürokratie auskennen und Mut machen. "Asylsuchende verheddern sich in diesem Dschungel", sagt Hubert Heinhold. Nur vier von zehn Flüchtlingen aus Afghanistan finden beispielsweise bei uns in Deutschland Schutz. Afghanische Frauen, die vor der Unterdrückung durch die Taliban fliehen, bräuchten Ermutigung und Hilfe, um für eine Zukunft in Europa zu kämpfen. Volker Beck, innenpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag, bestätigte dies: "Die Situation des Asylrechts ist völlig inakzeptabel." Es dürfe laut Volker Beck nicht um Abschreckung gehen, sondern man müsse immer von der Menschenwürde des Flüchtlings ausgehen.
Kritisch sah Professor Dr. Georg Cremer, Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes, die "politische Rhetorik, die teilweise Ängste befördert". Mit Besorgnis formulierte er die Gefahr, dass die Konkurrenz der Parteien auf Kosten Schwächerer, beispielsweise also Asylsuchender, ausgetragen wird. Parolen wie "Wer betrügt, der fliegt" seien kontraproduktiv für eine gelingende Integration. Denn von einer solchen profitiere die gesamte Gesellschaft auch. "Soziale Migrationspolitik muss sehen, dass sie politischen Rückhalt hat", sagte Cremer. Die Caritas setze sich zum Beispiel bei der Überarbeitung des Asylbewerberleistungsgesetzes stark für die Verbesserung der Leistungen ein. Beispielsweise erhalten Asylbewerber nur Akutversorgung in der Gesundheitshilfe, sie sind nicht regulär krankenversichert. Die Aufnahme von Flüchtlingen in die reguläre Krankenversicherung würde insgesamt nur minimale Kostensteigerungen verursachen. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf. "Die Würde des Menschen kann nicht integrationspolitisch relativiert werden", betonte Cremer.