Ganzheitliche Bildung für Beruf mit besten Perspektiven
Herr Binner, gerade hat wieder die jährliche Bewerbungsphase für Ihre Akademie begonnen. Nach welchen Kriterien suchen Sie Ihre zukünftigen Studierenden aus der großen Anzahl der eingegangenen Bewerbungen aus?
Karlheinz Binner: Zuerst müssen die Bewerber natürlich die formalen Voraussetzungen wie Mittlerer Schulabschluss oder berufliche Vorbildung mitbringen. Hierzu gibt es viele Anerkennungsmöglichkeiten, so dass wir jede einzelne Anfrage gerne individuell prüfen.
Dann ist es gerade im pädagogischen Bereich wichtig, dass die Kandidaten durch Praktika oder Engagement in der Jugendarbeit schon einen kleinen Einblick in die Praxis haben. Und nicht zuletzt ist es die Persönlichkeit, die den Ausschlag für einen Studienplatz gibt: Wir möchten junge Menschen zu guten, zuverlässigen Pädagogen ausbilden, die auf der Grundlage des christlichen Menschen- und Weltbilds ihren Beruf auf hohem Niveau ausüben können. Immerhin werden Eltern ihnen das Wertvollste anvertrauen, das sie haben: ihre Kinder!
Ihre Fachakademie ist eine Privatschule in kirchlicher Trägerschaft des Caritasverbandes. Hat das für Ihre Studierenden Vorteile?
Karlheinz Binner: Selbstverständlich ist das ein riesiger Vorteil für unsere Studierenden: Denn unter dem Dach der katholischen Kirche gibt es im Bistum Regensburg schon allein knapp 400 Kindertagesstätten. Dazu kommen noch zahlreiche Einrichtungen der Behinderten- und Jugendhilfe, die ebenfalls in kirchlicher Trägerschaft sind. Unsere Absolventen werden hier sehr gerne angestellt, denn sie haben ein religionspädagogisches Ausbildungszertifikat, das ihnen besonderes Wissen in der Glaubenserziehung bescheinigt.
Ein weiterer Vorteil ist, dass die Studierenden durch die Anbindung an die Caritas auch deren andere Dienste und Einrichtungen kennen lernen. So wissen unsere zukünftigen Pädagogen um das Hilfe-Netzwerk der Caritas und können Familien bei sozialen Problemen schnell und zuverlässig weitervermitteln.
In unserer Ausbildung wollen wir, dass bei den zukünftigen Pädagogen eine ganzheitliche Weltanschauung wachsen kann. Und diese enthält für uns unbedingt die Bildung in Glaubensfragen. Die Themenvielfalt ist dabei vielfältig: von Ethik über Umweltschutz hin zu existentiellen Fragen zu Tod und Leben. Damit beschäftigen sich schon Kinder und Jugendliche - unsere Erzieher lernen, auf der Grundlage der christlichen Weltvorstellung ihnen bei der Suche nach den Antworten zu helfen.
Zeigt sich der Fachkräftemangel im pädagogischen Bereich auch schon bei uns in der Region? Haben Ihre Absolventen also gute Berufsaussichten?
Karlheinz Binner: Das müssen wir differenziert betrachten. Für Gesamt-Bayern und die großen Städte kann man sicher den Fachkräftemangel feststellen. In unserer Region ist mittlerweile der Bedarf gedeckt. Es sind mehr Ausbildungsstellen als spätere Arbeitsplätze in der Region geschaffen worden. Durch unsere langjährige Zusammenarbeit mit vielen Praktikumsträgern haben wir ein gutes Netzwerk zu den praktischen Teilen der Ausbildung. Es ist daher von Vorteil, wenn die Studierenden schon bei uns das Sozialpädagogische Seminar besuchen, denn dabei lernen sie erste Praktikumsstellen - und mögliche zukünftige Arbeitgeber kennen. Weiterhin ist uns an einer Beibehaltung der guten Ausbildungsqualität an der Caritas-Fachakademie gelegen.
Es ist nicht nur ein Fachkräftemangel, der unsere Absolventen zu begehrten Mitarbeitern macht. Sie haben einfach eine gute, vielfältige Ausbildung auf fachlichem Top-Niveau. Und wir planen ständig auf der Grundlage des staatlichen Lehrplans Neues: aktuell ist das die Ausbildung in einer zentralen Software der KITA-Verwaltung, der Sport-Übungsleiter-Schein oder es sind Zusatzzertifikate in Krippen-, Schulkind- und Heilpädagogik angedacht. Studien- und Praktikumsaufenthalte in Tschechien und Frankreich weiten den Blick unserer Studierenden auf die Bildungssysteme in Europa.
Unsere Ausbildung ist im Deutschen Qualifikationsrahmen auf Stufe 6 eingestuft, also genauso wie Meister oder Bachelor einer Hochschule. Doch das Gehalt einer Erzieherin ist beispielsweise vom dem eines Handwerksmeisters weit entfernt. Das ist ein Zustand, den wir so nicht akzeptieren können. Hier ist noch viel politische Arbeit zu leisten, um den für unsere Gesellschaft so wertvollen pädagogischen Berufen auch die entsprechende finanzielle Wertschätzung zukommen zu lassen. Doch immerhin zahlen alle kirchlichen Arbeitgeber nach Tarifvertrag und bieten unseren Absolventen gute persönliche und fachliche Entwicklungsmöglichkeiten.
Herr Binner, vielen Dank für das Gespräch!