Wo sich Mama und Kind heimisch fühlen
Die internationale Mutter-Kind-Gruppe in Deggendorf vereint Kulturen und schafft Integration.Caritas Regensburg
Sie kommen mit Kinderwägen, Buggy oder Maxi-Cosi, sind bepackt mit Wickeltasche und Brotzeitbox. "Hallo zusammen!", begrüßt Elena Seidens die acht Mütter mit ihren Kindern. Und dann geht es los. Singen, spielen, toben, gemeinsam essen, lachen und… viel reden, und zwar auf deutsch - die Deggendorfer Mutter-Kind- Gruppe ist zwar international, die Frauen unterhalten sich jedoch in der Sprache des Landes, in dem sie seit zwei, zwölf oder 20 Jahren leben; oder gar geboren wurden. Denn auch das ist Bestandteil der Internationalen Mutter-Kind-Gruppe: dass auch einheimische Mütter mit ihren Kindern gerne dabei sind und mitmachen. Elena Seidens ist zertifizierte Eltern-Kind-Gruppenleiterin und begann 2008 mit eigenem Kind, die Gruppe aufzubauen. Initiatorin war Claudia Delija, Leiterin der Caritas-Schwangerschaftsberatung Deggendorf.
Die Gespräche mit ihren Klientinnen brachten sie auf die Idee einer in tegrativen Mutter-Kind-Gruppe. Damals suchte auch Elena Seidens, selbst schwanger, als russisch-sprachige Aussiedlerin bei ihr Rat. Delija erörterte der werdenden Mutter das Ziel einer solchen Gruppe, Frauen mit Migrationshintergrund eine Anlaufstelle zu bieten, über die sie Kontakte knüpfen können und von weiteren Angeboten erfahren. Der Zufall wollte es, dass Elena Seidens schon in der Kinderpflege gearbeitet hatte; in einem Kurs des Katholischen Bildungswerks machte sie dann das Zertifikat für die Eltern-Kind-Gruppe.
Anfangs kamen ausschließlich Mütter aus dem russischsprachigen Ausland in die Gruppe. Inzwischen ist die Gruppe multikulturell geworden. Deggendorf zufolge leben in der 30 000-Einwohner-Stadt rund 1000 Frauen unterschiedlicher Nationalitäten. "Viele dieser Frauen suchen nach Angeboten, trauen sich aber nicht, die herkömmlichen Angebote anzunehmen", sagt Claudia Delija. Durch die Vernetzung der Caritas-Beratungsdienste kann sie die Frauen, die bei ihr Rat suchen, an geeignete Stellen weitervermitteln, etwa an die Caritas-Migrationsberatung oder die örtliche Caritas-Kinderkrippe.
In Elena Seidens hat sie eine aktive Mitstreiterin gefunden. Aljona, wie Elena von den Müttern der Gruppe genannt wird, nimmt Mütter und Kinder aus der Gruppe mit zum Kinderturnen, Kleinkindgottesdienst oder zur musikalischen Frühförderung. So lernen die Frauen ihre neue Heimat nochmal von einer ganz anderen Seite kennen - und viele andere Frauen aus anderen Kulturen, von denen sie feststellen, dass sie als Mütter ganz ähnliche Probleme haben wie sie selbst. So werden aus Fremden Freunde; über alle Grenzen hinweg.