Fabio hat im Caritas-Krankenhaus St. Josef einen Bundesfreiwilligendienst absolviert.Fabio Middelhove
Von Beginn an hat sich die Caritas Regensburg als Träger des BFD beteiligt, knapp 1000 Freiwillige haben in Krankenhäusern, Behinderteneinrichtungen, Förderschulen und weiteren Einrichtungen praktische Erfahrungen in sozialen Berufen gesammelt. Manchmal verändert der BFD auch die ursprüngliche Lebensplanung: Der 20-jährige Fabio wollte eigentlich Mathematik studieren. Nach 18 Monaten Freiwilligendienst im Caritas Krankenhaus St. Josef in Regensburg hat er nun eine Ausbildung zum Krankenpfleger begonnen. Im Interview erzählt er, wie es zu seiner Entscheidung gekommen ist.
Fangen wir vorne an: Wie wurdest du auf den BFD aufmerksam?
Mein kleiner Bruder hat ebenfalls einen Freiwilligendienst absolviert. Als ich nach der Fachoberschule überlegt habe, was als Nächstes kommt, hat er mir den Anstoß gegeben, mir den BFD anzuschauen. Ich überlegte, ob die Arbeit im Krankenhaus etwas für mich sein könnte, und beschloss, einfach einmal eine neue Richtung auszuprobieren. In der Schule besuchte ich den Technik-Zweig. Ich wollte weg von Mathe und Physik und stattdessen mit Menschen arbeiten, um eine neue Richtung einzuschlagen, mich selbst besser kennenzulernen und meinen eigenen Weg zu finden.
Was hat deinen BFD besonders gemacht?
Ich habe meinen BFD im Oktober 2019 begonnen und damit den Anfang der Corona-Krise mitbekommen. Ich erlebte, wie sich das Krankenhaus darauf vorbereitet hat. Während der ersten Corona-Welle arbeitete ich auf der Intermediate Care, einer Vorstufe der Intensiv-Station. Ich erinnere mich gut, als angesichts der Lage in Italien die Frage aufkam, wie wir uns vorbereiten können, damit es bei uns nicht so schlimm wird. Da spürte ich, dass es wirklich ernst ist, dass wir uns jetzt darauf gefasst machen müssen, dass da etwas auf uns zukommt. Auf der Station lernte ich, wie der Ernstfall abläuft - die Zusammenarbeit mit den Kollegen war sehr gut. Das war der Punkt, an dem ich gemerkt habe, das ist meines. Deshalb entschied ich mich für die Ausbildung zum Krankenpfleger.
Welche Situationen haben dich gefordert?
Der Umgang mit nervösen oder ängstlichen Patienten. Ich wollte dann immer etwas tun und unterhielt mich mit ihnen. Mit einem jungen, sehr nervösen Patienten redete ich eine Stunde, während ich meine Aufgaben erledigte. Es kam oft vor, dass wir ängstliche Patienten hatten, schwangere Frauen vor dem Kaiserschnitt zum Beispiel. Ich überlegte mir immer: Wie mache ich das jetzt? Meistens schaffte ich es, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Dadurch konnte ich mich selbst auch beruhigen, denn es macht mich nervös, wenn jemand Angst hat. Ich möchte ja nichts Falsches sagen. Aber wenn man ins Gespräch kommt, merkt man, wie sich der andere entspannt, und man selbst wird auch ruhiger.
Was nimmst du aus deiner Zeit beim BFD mit?
Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, sich verängstigten Menschen zuzuwenden, und wie ich mit ihnen umgehen und reden kann. Ich unterstütze die Patienten auf einem kurzen Weg und kümmere mich um sie. Danach kehre ich aber wieder in mein eigenes Leben zurück. Diese Erkenntnis war auch sehr wertvoll.
Wie geht es jetzt für dich weiter?
Ich hätte nie gedacht, in Richtung Pflege zu gehen; ich dachte, ich studiere etwas Mathematisches. Der BFD und die praktische Arbeit veränderten viel bei mir. Ich habe gemerkt, ich will mit Menschen arbeiten. Krankenpflege ist für mich kein Beruf, sondern eher meine Berufung. Das fand ich erst durch den BFD heraus. Im April beginnt die Ausbildung zum Krankenpfleger wieder am Caritas Krankenhaus St. Josef. Und ich freue mich schon sehr!
Würdest du den BFD weiterempfehlen?
Definitiv - das mache ich auch schon. Durch den BFD habe ich meinen Weg gefunden. Selbst, wenn ich festgestellt hätte, die Arbeit im Krankenhaus ist doch nichts für mich, hätte ich immerhin etwas Neues kennengelernt und praktische Erfahrungen gesammelt. Und das hätte mich dennoch auf meinem Weg ein Stück weitergebracht.
Außerdem bin ich froh darüber, dass ich Geld verdient habe. Das hat es mir ermöglicht, in meine eigene Wohnung zu ziehen. Und ich lernte durch den BFD neue und gute Freunde kennen. Man arbeitet im BFD ja nicht nur, sondern hat auch Seminare, in denen man auf Freiwillige aus ganz Bayern trifft. Die kommen aus den verschiedensten Einrichtungen und haben ganz unterschiedliche Lebenswege hinter sich. Ich hatte die ersten Seminare noch in Präsenz, da saßen wir abends immer noch zusammen und quatschten. Bei den Online-Seminaren war das schwierig. Ich hoffe, dass sich das für die Zukunft wieder ändert.