Kinder werden früher oder später mit dem Thema Tod und Sterben konfrontiert. Doch es ist ein großer Unterschied, ob ein Kind behutsam auf das Thema vorbereitet wird oder nicht. Hier setzt die Aktion "Hospiz macht Schule" an. Im Rahmen dieser bundesweiten Initiative besucht Birgit Wölker, Palliativfachkraft bei der Caritas-Sozialstation Nittenau-Bruck und leitende Koordinatorin der Initiative, gemeinsam mit ihrem Team aus Ehrenamtlichen seit 2016 jedes Jahr eine regionale Schule und führt eine Projektwoche durch.
"Am Anfang gab es viel Widerstand", berichtet Wölker. Schon eine Schule zu finden, die da mitmacht, gestaltete sich schwierig. Sie stellte sich und ihr Projekt bei einigen Schulleitern vor. Niemand hätte sich danach nochmals gemeldet, bedauert Wölker. Doch sie versuchte es weiter und, siehe da, eine Grundschule reagierte schließlich auf eine E-Mail-Anfrage. Doch bald kam das Vorhaben wieder ins Stocken: Einige Eltern protestierten und hinterfragten das Vorgehen. Wölker veranstaltete einen Infoabend für die Eltern. Danach waren fast alle überzeugt. Die letzten Skeptiker gewannen sie und ihr Team aus ehrenamtlichen Hospizhelfern im Laufe der Aktion für sich.
"Hospiz macht Schule" ist ein Projekt, das nur dank Ehrenamtlichen gelingt. Sieben ehrenamtliche Hospizhelfer, ausgebildet an einer Hospiz-Akademie, stemmen je eine Projektwoche. "Fünf Tage plus Vorbereitung - das ist ein enormer Zeitaufwand", sagt Wölker. Doch am Ende seien sich stets alle einig: "Es lohnt sich!" Jeder Wochentag der Projektwoche steht unter einem besonderen Aspekt. Die Themen der fünf Unterrichtstage sind: "Werden und Vergehen", "Krankheit und Leid", "Sterben und Tod", "Trauer und Bewältigung", "Trost und Trösten". Die Tage gliedern sich in Gruppenarbeit, Diskussion und kreatives Arbeiten.
Birgit Wölker, selbst Mutter von zwei Kindern, ist überzeugt, dass man sich bereits im Kindesalter mit dem Thema "Sterben" beschäftigen sollte. Die Reaktion der Schüler gebe ihr Recht. "Das sind ja ganz normale Damen! Die reden ja gar nicht nur über das Sterben!" hätten die Grundschüler gestaunt. Die Befürchtungen einiger Eltern, dass eine solche Projektwoche die Kinder überfordere, konnte Wölker durch ihre professionelle Herangehensweise schnell zerstreuen. "Den Kindern gefiel die Woche. Sie waren total engagiert dabei und reagierten durchweg positiv," sagt Wölker. Kinder hätten bei diesem Thema viel weniger Berührungsängste als manch Erwachsener.
Dies bestätigt auch Manuela Singer-Bartos, die stellvertretende Projektleiterin und ebenfalls Palliativfachkraft bei der Sozialstation Nittenau-Bruck. "Die Kinder fragen hier wirklich alles." Manchmal auch ganz praktische Dinge. Singer-Bartos erinnert sich beispielsweise an die Frage: "Wie tief ist eigentlich ein Grab?"
Das Programm der Projektwoche sei stets das Gleiche und dennoch unterscheide sich der Ablauf voneinander. "Jede Woche ist anders, denn jedes Kind reagiert anders", sagt Singer-Bartos. Einmal gab es sogar einen Sterbefall in der Familie eines Kindes. Das Thema wurde innerhalb der Projektwoche aufgefangen. Auch an einer Förderschule veranstalteten Singer-Bartos und ihr Team die Aktion "Hospiz macht Schule" bereits erfolgreich.