Caritasdirektor Michael Weißmann und Manfred Knödl bei der Spendenübergabe.Caritas Regensburg
Wie wird man eigentlich Helfer des Christkinds? Man nehme eine Tüte Nüsse, ein Paket Kaffee, einen Liter Milch, einen Salamiring, eine Packung Plätzchen sowie einige weitere Leckereien, verpacke das Ganze und übergebe es an die Pfarrgemeinde Sinzing. Genauer gesagt: an Manfred Knödl, Sprecher des Sachausschusses Gemeindecaritas.
Jedes Jahr in der Adventszeit werden in der Regensburger Stadtrandgemeinde Sinzing mehr als hundert Weihnachtspakete für Obdachlose gepackt, entweder von Pfarrgemeindemitgliedern oder von Kindern des katholischen Kindergartens St. Michael und deren Eltern. Manfred Knödl sammelt die Weihnachtspakete und verschenkt sie an Obdachlose. Er macht das nicht persönlich, sondern übergibt sie zunächst der Caritas Regensburg. Denn am 24. Dezember lädt die Caritas Obdachlose, einsame und bedürftige Menschen zu einer Weihnachtsmesse und anschließend zum Festmahl in die Fürstliche Notstandsküche ein. Danach ist Bescherung. Knödl sagt: "Wir wollen einen Moment der Freude schenken."
Manfred Knödl, Sprecher des Sachausschusses Gemeindecaritas im Pfarrgemeinderat SinzingBurcom Regensburg
Der Regensburger Manfred Knödl ist 77 Jahre alt und seit mehr als vier Jahrzehnten verheiratet. Er hat zwei Kinder und vier Enkelkinder und lebt seit 1970 in Sinzing. Der gelernte Krankenpfleger und Sanitäter ist überzeugter Christ. Ohne karitatives Handeln wäre sein Glaube kein Glaube, sagt er. "Tätigsein" nennt er das.
Doch es dauerte ein wenig, bis Manfred Knödl das passende ehrenamtliche Engagement fand. Nachdem im Jahr 2005 ein neuer Pfarrer nach Sinzing kam, trat Knödl auf dessen Wunsch bald dem Pfarrgemeinderat bei. Der Name "Caritas" wurde damals in Sinzing insbesondere mit zwei Anlässen in Verbindung gebracht, erzählt Knödl, nämlich mit der Herbst- und der Frühjahrssammlung. "Die sammeln Spenden", sagten alle. "Caritas ist viel mehr", sagte Knödl. Diese Worte wollte er mit Leben füllen. Aber wie?
Fleißige Helfer bei der Caritas-Weihnachtsfeier für ObdachloseCaritas Regensburg
Seine erste Idee: Wir gründen eine Nachbarschaftshilfe! Sie scheiterte, weil zu wenige mitmachten. Wir betreuen die Alten! Das war die zweite Idee. Sie scheiterte, denn sie erwies sich als zu groß, stattdessen eröffnete ein professionelles Alten- und Pflegeheim. Dann las Knödl von der Caritas-Weihnachtsfeier für Obdachlose und Einsame. Wir machen die Geschenke! Das war die dritte Idee.
Als Manfred Knödl bei Wolfgang Krinner, Leiter der Obdachlosenhilfe bei der Caritas Regensburg, anrief und seine ehrenamtlichen Dienste anbot, nahm die Caritas das Angebot dankbar an. Bislang hatte man die Geschenke gekauft, nun würden die Sinzinger Bürger rund hundert Pakete zu jeweils etwa 15 Euro schenken. Aber würden sie ihr Versprechen halten können? Hundert Geschenke sind schließlich nicht so leicht gepackt. Doch Knödl und die Sinzinger Pfarrei hielten Wort: Im Dezember 2008 übergaben sie erstmals knapp hundert Weihnachtspakete für Obdachlose an den damaligen Caritasdirektor. Knödl erinnert sich, wie dieser die Geschenke entgegennahm und von Nachhaltigkeit sprach. Damit war sein christkindlicher Ehrgeiz geweckt: Er wollte seine Idee institutionalisieren.
Er suchte einen Weg, weitere Helfer zu gewinnen und wandte sich an den katholischen Kindergarten St. Michael. Die Leiterin war sofort mit dabei. Sie machte aus der Aktion ein Thema für die Kinder: Teilen und Schenken. Im Morgenkreis besprachen Erzieherinnen und Kinder die Frage: Was ist Armut? Als einmal der Caritasdirektor in den Kindergarten kam, um die Geschenke entgegenzunehmen, erklärten ihm die Kinder, was ein Obdachloser ist. Eine Erinnerung, die bis heute Knödls Herz erwärmt.
Seit zehn Jahren also ist Sinzing nicht nur Stadtrandgemeinde, sondern auch Wichteldorf. Die Kindergartenkinder und die Pfarrgemeindemitglieder wechseln sich mit dem Packen der Weihnachtspakete ab. Für 2017, zum Jubiläum, hat Knödl einen Spendenrekord geschafft. Es wurde die 150er-Marke geknackt. Doch was zählt, sind nicht Rekorde, sondern jedes einzelne Geschenk, jeder einzelne Moment der Freude. Ein Dankeschön erwartet niemand. Denn kein Empfänger weiß, welcher Helfer des Christkinds es nun war, der sein Geschenk gepackt hat.