Gerhard Fröhlich Mitglied der Bewohnervertretung, Eveline Gerste-Seidl, Heimleiterin, MdB Albert Rupprecht und Dr. Robert Seitz diskutieren zusammen an einem Tisch.Caritas APH Erbendorf
Gemeinsam mit Heimleiterin Eveline Gerstl-Seidl, Gerhard Fröhlich als Mitglied der Bewohnervertretung sowie Hannelore Doleschal, Schulleiterin des Berufsbildungszentrums in Erbendorf und der Schulleiterin der Berufsfachschulen für Kranken- und Kinderkrankenpflege Christel Glück-Balsch erörterten Dr. Seitz dem Abgeordneten die Probleme, die sie sowohl mit dem PSG II als auch mit der Generalisierung der Berufsausbildung von Kranken- und Altenpflege in der Praxis auf die Einrichtungen zukommen sehen.
Dr. Seitz machte deutlich, dass das Ziel des Caritasverbandes immer war, ein Seniorenheim als offenes Haus mit einem Marktplatz für Jung und Alt zu führen. Die Häuser wurden für die eingestreute Tagespflege geöffnet, aber auch Senioren, die noch keine Pflegestufe hatten, sich aber nicht mehr selbst versorgen können, fanden bis jetzt immer ein Zuhause. "Es darf nicht sein, dass in Zukunft nur noch Schwerstpflegefälle stationär aufgenommen werden können, auch rüstige Senioren brauchen eine Heimat", forderte Seitz. Bewohner Gerhard Fröhlich verlieh den Argumenten von Dr. Seitz noch einmal Nachdruck: "Das ist mein zu Hause. Ich hätte niemanden, der mich pflegen könnte. Und vor allem muss ich hier nicht zum Lachen in den Keller gehen." Rupprecht stellte heraus, dass mit dem PSG II ein vielfältiges Angebot gefördert wird. "Es soll für jeden das Passende gefunden werden, von der Senioren-Wohngemeinschaft bis hin zum Pflegeheim", verdeutlichte Rupprecht die Intention des PSG II.
Anhand einer Statistik erläuterte Dr. Seitz dem Bundestagsabgeordneten die krassen Unterschiede der Leistungsansprüche, die ab Januar zwischen der ambulanten und der stationären Pflege herrschen werden. Er machte dabei auch deutlich, dass dies große Anreize bietet, ambulanten Wohnformen zu bevorzugen. So sind bereits Träger auf diesen Zug aufgesprungen, die über den hauseigenen ambulanten Pflegedienst ein betreutes Wohnen mit Tagespflege anbieten werden. "Dies ist aber nichts anderes als ein stationäres Wohnen, bei dem die ambulanten Leistungen voll ausgeschöpft werden, was wiederum zu Wettbewerbsverzerrungen führt", kritisiert Dr. Seitz. Er bat Rupprecht darum, in Berlin deutlich zu machen, dass hier im Jahr 1,2 Milliarden Euro mehr Kosten anfallen werden als bei einer stationären Betreuung in einem Pflegeheim.
Zum Abschied noch ein Erinnerungsfoto unter dem Caritas-Regenschirm.Caritas APH Erbendorf
Ein weiterer Punkt, der auf den Nägeln brennt, ist die Generalisierung der Pflegeausbildung. Die Schulleiterin des Berufsbildungszentrums Hannelore Doleschal beanstandete außerdem die unterschiedliche Vergütung während der Ausbildung von Pflegefachkräften und Pflegehelfern. Letztere bekommen während der Ausbildung keinerlei Vergütung.
Von der Krankenpflegeschule des Klinikums konnte die Schulleiterin Christel Glück-Baisch von positiven Erfahrungen beim Probeprojekt der generalistischen Pflegeausbildung berichten. Sie bedauerte, dass die Pläne wieder in den Schublanden verschwunden sind. Für Glück-Baisch wäre es ein großer Fortschritt, wenn zudem auch in Krankenhäusern eine Fachkraftquote, wie sie in den Altenheim gefordert wird, eingeführt würde: "Dadurch entstünden zwar Personalkostensteigerungen in Höhe von fünf bis zehn Prozent, allerdings würde die Belastung unserer Pflegekräfte menschlicher werden und es würde mehr Leute geben, die Pflegeberufe ergreifen." MdB Albert Rupprecht warnte davor, bei dieser Ausbildung zu "revolutionär" vorzugehen: "Einmal umgestellt, sind in diesem Bereich schnell 20 Jahre kaputtgemacht." Einig war man sich am Ende darüber, dass das Pflegepersonal in allen Bereichen einheitlich finanziert und bezahlt werden muss, um die Attraktivität der Altenpflege zu erhöhen.
Erklärung:
Bei der genrealistischen Pflegeausbildung die drei Pflegefachberufe Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpflege zusammengeführt, so dass ein neuer Pflegeberuf mit Schwerpunktsetzung entsteht. Die Ausbildung führt zu einem einheitlichen Berufsabschluss und einer einheitlichen Berufsbezeichnung, die damit automatisch in ganz Europa anerkannt wird. Die Spezialisierungen erfolgen erst nach der Ausbildung im praktischen Berufsalltag.