Die, die nicht fliehen können, sind gezwungen, mit dem Krieg zu leben. Die Caritas Syrien hilft ihnen trotz widrigster Bedingungen.Caritas Syrien
Über die Hälfte der syrischen Bevölkerung musste aus ihrer Heimat fliehen, viele von ihnen wurden sogar mehrfach vertrieben. 13,5 Millionen Menschen sind mittlerweile auf humanitäre Hilfe angewisen, beinahe fünf Millionen von ihnen leben in kaum oder nur schwer zu erreichenden Gebieten. "Den Menschen fehlt es an fast allem - es gibt kaum Zugang zu medizinischer Versorgung, so gut wie keine Schule für hunderttausende Kinder. Diese Liste ließe sich fast unendlich fortsetzen", berichtete der Leiter von Caritas international, Dr. Oliver Müller, nach seiner Syrienreise bereits im Frühjahr 2016. Die Situation hat sich seit diesem Zeitpunkt zweifellos weiter verschärft. Auch die Eroberung Aleppos durch die syrische Armee und ihrer Verbündeten wird den Krieg nicht beenden.
Überlebenshilfe
Nach sechs Jahren Krieg haben viele Menschen nicht mehr genug zu Essen für sich und ihre Familien, Wasser und Strom sind Mangelware, Preise für Nahrung und Dinge des täglichen Bedarfs sind ins Unermessliche gestiegen. Der Schwerpunkt der Caritas Arbeit in Syrien liegt deshalb auf der Nothilfe. Über die Strukturen der Caritas Syrien sowie informelle Netzwerke im Umfeld katholischer Ordensgemeinschaften und anderer zivilgesellschaftlicher Organisationen helfen wir bedürftigen Syrern mit Nahrungsmitteln, Hygieneartikel, Decken, Matratzen und Winterhilfen in der kalten Jahreszeit. In Damaskus, aber auch in Aleppo, hilft die Caritas Syrien Familien mit Mietbeihilfen.Viele Krankenhäuser im Land sind zerstört, die Mehrzahl der Ärzte und Krankenschwestern sind geflohen und Medikamente sind nur noch schwer verfügbar oder extrem teuer. Deshalb engagiert sich die Caritas auch in Projekten zur medizinischen Versorgung. So unterstützt die Caritas Syrien seit dem Frühjahr 2016 ein Zentrum zur medizinischen Versorgung in Damaskus und leistet lebensnotwendige Hilfe. Auch im Nordosten Syriens, in der schwer von Kämpfen betroffenen Provinz Idlib in der Grenzregion zur Türkei, beteiligt sich Caritas international an einem Nothilfeprojekt für Vertriebene.
Lokale Partner machen sich für die Opfer des Konflikts stark
Joseph Yehia arbeitet bei der Caritas Aleppo. "Fliehen will ich auf keinen Fall", sagt er - trotz der schwierigen und gefährlichen Bedingungen, unter denen er arbeitet.Caritas internationalis
Seit Beginn der Krise sind Hilfsprojekte von Caritas international unter anderem in Damaskus, Aleppo, Hama, Homs, Deir Ez-Zor, Tartous, Latakia, Idlib und im Nordosten Syriens in der Provinz al-Jaziré über Caritas Syrien und andere lokale Partner initiiert worden. Unsere Helfer riskieren dabei jeden Tag aufs Neue ihr Leben, um bedürftigen Syrern wenigstens mit dem Nötigsten helfen zu können. Aufgrund der schwierigen Sicherheitslage sowie der eingeschränkten Mobilität werden humanitäre Helfer immer wieder in ihrer Arbeit eingeschränkt und sind gefährdet, selbst Opfer des Krieges zu werden. Denn die vom Regime und der Opposition verübten Angriffe auf dem Boden und aus der Luft können jeden treffen. Erst im Februar 2016 wurde ein freiwilliger Helfer der Caritas Aleppo, der sich in einem Projekt für Schulkinder engagierte, tödlich von einer Granate getroffen. Das Büro der Caritas Aleppo kam ebenfalls bereits unter Beschuss.
Erweiterung der Caritas Hilfen in Syrien
Trotz der extrem schwierigen Umsetzungsbedingungen für unsere Partner vor Ort konnte Caritas international ihre Hilfen innerhalb Syriens im Jahr 2016 sogar noch ausweiten. Die aktuell laufenden Projekte erreichen derzeit rund 265 000 Menschen. Das derzeitige Projektvolumen beträgt über fünf Millionen Euro. Seit Beginn der Krise wurden rund 10,5 Millionen Euro für Hilfsprojekte in Syrien aufgewendet und über 500 000 Menschen in dem Bürgerkriegsland erreicht. Auch in den Nachbarländern Jordanien und Libanon, in die viele der syrischen Flüchtlinge geflohen sind, leistet Caritas international Hilfe: Insgesamt wurden 45 Millionen Euro eingesetzt um über einer Million Menschen in der Region zu helfen.Caritas international fordert weiterhin alle Konfliktparteien dazu auf, den Schutz der Zivilbevölkerung und die Versorgung der Menschen in Syrien zu gewährleisten und die Angriffe auf die zivile Infrastruktur umgehend zu stoppen. "Die Frauen, Kinder und Männer, die noch in Damaskus, Aleppo oder Homs leben, dürfen nicht länger als Spielball in diesem grausamen Machtkampf missbraucht werden. Ebenso muss der Schutz der Helfer unbedingt geachtet werden. Das ist ein wesentlicher Bestandteil des humanitären Völkerrechts und die Voraussetzung für die Versorgung der notleidenden Menschen," so der Leiter von Caritas international, Dr. Oliver Müller.