Nika Krausnick, Leiterin des Referats Migration und Integration bei der Caritas RegensburgFoto: H.C. Wagner
Regensburg/München. Eigentlich, sagt Nika Krausnick, sei es ihre Aufgabe, Asylsuchende im Asylverfahren zu beraten und beim Ankommen zu unterstützen. Seit kurzem aber sei ein Thema bei ihren Klientinnen und Klienten besonders zeitintensiv: die Bezahlkarte. Menschen, die Leistungen nach dem Asylbewerbergesetz erhalten, bekommen diese nicht mehr bar ausbezahlt, sondern über ein Guthaben auf einer Bezahlkarte. Bereits im Mai wurde die Bezahlkarte im Landkreis Regensburg schrittweise ausgegeben, ab 1. Juli wird sie nun auch in der Stadt Regensburg eingeführt.
Krausnick leitet das Referat Migration und Integration der Caritas Regensburg, gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden berät sie jährlich rund 3000 Menschen, die zugewandert sind. Die Beraterinnen und Berater arbeiten sowohl im Caritas Beratungszentrum St. Gabriel als auch in zwei Außenbüros in der Anker-Erstaufnahmeeinrichtung am Regensburger Stadtrand. Über die Bezahlkarte sagt Krausnick: "Es ist ein gesondertes System, das nur für Asylsuchende gilt. Für die Integration ist das kontraproduktiv."
Die Asylsuchenden, die zu ihr und ihrem Team in die Beratung kommen, seien verunsichert, mitunter irritiert. "Wir haben sehr vielen Menschen sehr oft das Gleiche erzählt", sagt Krausnick. Die von den Behörden ausgegebenen Infozettel oder der Link auf eine Info-Webseite hätten vielen nicht genügt, um das Handhaben der Bezahlkarte zu verstehen. "Ältere Leute oder Menschen, die nicht lesen können, werden weiterhin bei fast jeder Zahlung Hilfe brauchen."
Für die Bewohnenden des Ankerzentrums wird die Bezahlkarte nur räumlich begrenzt funktionieren: Die Asylsuchenden können sie ausschließlich in Stadt und Landkreis Regensburg nutzen. "Die Bezahlkarte schränkt die Handlungs- und Bewegungsfreiheit von Asylsuchenden ein. Beides ist aber wichtig, wenn man sich in einem neuen Land zurechtfinden will." Viele fühlten sich diskriminiert. Darüber hinaus funktionierten die Bezahlkarten nur in Geschäften, die ein Kartenlesegerät haben. Kleinen Läden, beispielsweise mit arabischem oder afrikanischem Sortiment, fehle dieses aber oft.
Krausnick und Kolleginnen kritisieren zudem, dass man mit der Bezahlkarte kein Geld ansparen könne, beispielsweise um einen Anwalt im Asylverfahren anzuzahlen. Nicht ausgegebenes Guthaben könne bislang nicht in den nächsten Monat übertragen werden. Krausnick sieht Nachbesserungsbedarf: "Wir sind im Austausch mit den Sozialämtern. Das Ganze ist noch im Aufbau. Wir hoffen, dass sich das System noch verbessern wird."