Die Caritas präsentiert bei einer Pressekonferenz am 5. Dezember 2024 ihr neues Leuchtturmprojekt in der Wohnungslosenhilfe: das Caritas Marienheim – ein beschützendes Dach für Frauen. Im Bild v.li.: Bauleiter Mario Schafstadler, Karin Haubenschild, Leiterin der Wohngruppe St. Rita, Caritasdirektor Michael Weißmann, Sozialbürgermeisterin Astrid Freudenstein, Projektleiterin Brigitte Weißmann, Barbora Pokorny, Leiterin der Caritas Notunterkunft, Robert Seitz, Abteilungsleiter Bildung und Soziales.(Fotos: H.C. Wagner)
Regensburg. Wohnungslose Frauen finden ab Frühjahr 2025 in der Ostengasse 36 Hilfe: im für rund eine Million Euro sanierten "Caritas Marienheim – ein beschützendes Dach für Frauen". Bis Ende des Jahres 2023 betrieb die Caritas dort ein Heim für Demenzerkrankte. Wegen fehlenden Personals musste es schließen. Nun entsteht am selben Ort erneut eine einzigartige soziale Einrichtung. Caritasdirektor Michael Weißmann sagt: "Das Marienheim ist unser Leuchtturm in der Wohnungslosenhilfe."
Caritasdirektor Michael Weißmann: "Das Caritas Marienheim ist unser Leuchtturm in der Wohnungslosenhilfe."
Das Besondere: Das Haus vereint drei Hilfsformen unter einem beschützenden Dach - die Notunterkunft für obdachlose Frauen im Erdgeschoss, eine Nachsorgeeinrichtung im ersten und eine stationäre Wohngruppe im zweiten Stock. "Wir setzen damit unser Mehrphasenmodell ‚Wege aus der Wohnungslosigkeit‘ um", sagt die Projektleiterin Brigitte Weißmann, Leiterin des Referats Soziale Beratung bei der Caritas. "Im Idealfall begleiten wir die Frauen von der ersten akuten Notsituation bis zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Wir schaffen einen Ort, an dem die Frauen nicht nur Schutz, sondern auch Perspektiven finden." (siehe Zusatzinfo 1)
Häusliche Gewalt verursacht oft Wohnungslosigkeit
Projektleiterin Brigitte Weißmann
Die Notunterkunft für Frauen wird die erste und einzige ihrer Art in der Oberpfalz sein. "Wir schließen damit eine Versorgungslücke", sagt die Projektleiterin. "Die Zahl wohnungsloser Frauen steigt seit Jahren kontinuierlich an." Die Notunterkunft ist Teil des städtischen Konzepts zur Unterbringung von Obdachlosen. "Wir freuen uns, mit der Caritas eine erfahrene Trägerin im Bereich der Wohnungslosenhilfe gefunden zu haben. Sie hat die besonderen Belange der Frauen im Blick", sagt Sozialbürgermeisterin Astrid Freudenstein.
Weshalb die Unterkunft für obdachlose Frauen dringend notwendig ist, weiß Barbora Pokorny. Sie leitet seit drei Jahren die Caritas Notunterkunft für Obdachlose in der Landshuter Straße. Dort wohnen Männer und Frauen. Für viele Frauen sei das belastend. "Frauen werden häufig wohnungslos, weil sie Gewalt erlebt haben", sagt Pokorny. "Sie müssen den Partner und damit die gemeinsame Wohnung verlassen. Doch Unterkünfte, in denen sie auf Männer treffen, stellen eine Riesenhürde dar." Statt Hilfe anzunehmen würden sie oftmals lieber in fragwürdigen Beziehungen verharren, neue problematische Bindungen eingehen oder bei Freundinnen unterkommen. Diesen Frauen bietet das Marienheim künftig einen Schutzraum: ein Bett zum Schlafen, eine Tür zum Schließen, Sicherheit.
"Du bist wer! Du bist etwas wert!"
Wer die akute Not gemeistert hat, findet zwei Stockwerke darüber weiterführende Hilfe: bei Karin Haubenschild in der stationären Wohngruppe St. Rita. Die Sozialpädagogin leitet seit fast 40 Jahren das Haus St. Rita für wohnungslose Frauen, das aktuell noch in der Bahnhofstraße untergebracht ist. Mit dem Umzug ändern sich zwar die Räume, aber nicht das Angebot. "Die Frauen gewinnen Halt und Stabilität und gewöhnen sich an eine Tagesstruktur", sagt Haubenschild. "Sie finden bei uns eine Haltung vor, die sie so nicht kennen: ‚Du bist wer! Du bist etwas wert!‘"
Vom Rand ins Zentrum
Wer sich in der Wohngruppe stabilisiert hat, kann vom zweiten ins erste Stockwerk ziehen und in die Nachsorge aufgenommen werden: Die NOAH-Nachsorge ist der neueste Baustein im NOAH-Programm (siehe Zusatzinfo 2) und die letzte Phase vor dem eigenständigen Wohnen. Die Klientinnen müssen Miete zahlen, sind auf der Suche nach eigenem Wohnraum, werden sozialpädagogisch begleitet und beraten. Barbora Pokorny: "Die Aufnahme in die Nachsorge ist ein Meilenstein. Bis hierher ist es ein weiter Weg."
Der weite Weg, von dem sie spricht, ist der Weg zurück in die Gesellschaft, zurück zur Eigenständigkeit, hin zur Teilhabe. "Wir holen Menschen vom Rand ins Zentrum", sagt Caritasdirektor Michael Weißmann. Beim Marienheim triff dieser Satz auch im konkreten Sinn zu: Es liegt im inneren Stadtosten, unweit des Doms und in Donaunähe. Sozialbürgermeisterin Astrid Freudenstein: "Die wohnungslosen Frauen ziehen in eine zentrale Lage. Das durchmischt den Stadtteil, schafft neue Begegnungen und stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt."
Wohnen für Hilfe
Was den Zusammenhalt und den Gemeinsinn ebenfalls stärkt, ist die innovative Wohnform im dritten und obersten Stockwerk: das Projekt "Wohnen für Hilfe". Die Caritas vermietet Zimmer zu bezahlbaren Preisen an Studentinnen. Und die Mieterinnen helfen ehrenamtlich im Haus. Projektleiterin Brigitte Weißmann: "Die Studentinnen profitieren von wertvollen Erfahrungen und erschwinglichem Wohnraum." Das neue Caritas Marienheim - ein beschützendes Dach für Frauen, das viele Chancen bietet.
HELFEN SIE MIT – SCHUTZ SPENDEN
Das Caritas Marienheim wird derzeit für rund eine Million Euro saniert. Das Sanieren wird durch Spenden finanziert. Spenden Sie Schutz und bauen Sie mit am Neuanfang der Frauen! Jeder Cent hilft.
Erfahren Sie mehr zum Projekt auf der Spendenwebseite: caritas-marienheim.de
Spendenkonto:
Caritasverband für die Diözese Regensburg e.V.
Liga Bank Regensburg
IBAN: DE94 7509 0300 0000 0007 60
Swift-BIC: GENODEF1M05
Verwendungszweck: Caritas Marienheim
INFO 1
Das Mehrphasenmodell "Wege aus der Wohnungslosigkeit"
Die Caritas Regensburg arbeitet in der Wohnungs- und Obdachlosenhilfe mit einem Mehrphasenmodell: In Phase eins geht es um die Grundversorgung und das Sichern der Grundbedürfnisse wie Essen und Trinken, ein Bett zum Schlafen und die Möglichkeit, sich zu waschen. Das leistet im Marineheim die Notschlafstelle für Frauen (mit Tagesaufenthalt).
Phase zwei ist die stationäre Hilfe. Dafür gibt es die Wohngruppe St. Rita für Frauen. Dort werden die Klientinnen rund um die Uhr begleitet und sozialpädagogisch betreut.
Phase drei, die letzte Phase vor dem eigenständigen Wohnen, gleicht einem betreuten Wohnen und wird mit der NOAH-Nachsorge abgedeckt. Die NOAH-Nachsorge im Marienheim richtet sich an Frauen, die wohnungs- oder obdachlos waren, und nun mit professioneller Unterstützung bereit sind, wieder ein eigenständiges Leben zu führen. Voraussetzung für die Aufnahme ist, dass weder akute Suchtprobleme noch psychische Probleme vorliegen. Die Klientinnen müssen Miete zahlen und sind auf der Suche nach eigenem Wohnraum.
Phase vier ist die gelungene Resozialisierung, also das selbständige Wohnen, Arbeiten, Leben. Natürlich bleibt auch in dieser Phase der Anschluss ans Hilfesystem erhalten.
INFO 2
NOAH - Die Caritas hilft Wohnungslosen
NOAH heißt das Programm der Caritas Regensburg in der Wohnungs- und Obdachlosenhilfe. NOAH steht für niederschwelliges, ortsnahes Angebot, um Menschen zu helfen, die auch ohne festen Wohnsitz ihren Anspruch auf Heimat haben. Die NOAH-Hilfen umfassen Notunterkünfte, stationäre Wohngruppen sowie Fachberatungen und sozialpädagogische Angebote. NOAH hat das Ziel, wohnungs- und obdachlose Menschen wieder zur Teilhabe an der Gesellschaft zu befähigen.
Das Caritas Marienheim in der Regensburger Ostengasse - ein palaisartiger Bau aus dem Jahr 1896.(Foto: H.C. Wagner)
INFO 3
Die Immobilie – ein Regensburger Schmuckstück wird saniert
Bauleiter Mario Schafstadler
Kosten der Sanierung: rund 1 Million Euro
Dauer: Herbst 2024 bis Frühjahr 2025
Fläche: ca. 2000 Quadratmeter
Gartenfläche: 1500 Quadratmeter
Verantwortlich: Mario Schafstadler, Leiter Bau und Technik, Caritas Regensburg
Historie der Immobilie: Das Marienheim in der Ostengasse 36 hat eine über 100-jährige Geschichte und gilt als Schmuckstück in Regensburg. Der palaisartige Bau wurde 1896 auf dem Grundstück eines Stadtbauernhofes errichtet. Er diente nahezu ein Jahrhundert lang als Heimstatt für Pfarrhaushälterinnen oder Frauen, die in kirchlich-sozialen Bereichen arbeiteten. Damit sollte diesen kirchlichen Mitarbeiterinnen am Ende ihres Lebens eine schöne Wohnstatt zur Verfügung stehen. Erst 1977 fand die Öffnung auch für andere Frauen und Männer statt. Saniert wurde das Haus im Jahr 2001. Es wurde jahrzehntelang als Altenheim genutzt und war zuletzt ein Heim ausschließlich für Demenzerkrankte. Die Einrichtung musste wegen Personalmangels Ende 2023 schließen. Aus dem Heim, das schließen musste, wird nun ein Ort des Neuanfangs. Und wie bei seiner ursprünglichen Nutzung bewohnen in Zukunft erneut nur Frauen das Marienheim.
Eigentümer der Immobilie ist der Marienverein e.V., der sozialcaritative Zwecke fördert.