Caritas Fachberater Christian Hierold zeigt einen Teil der 645 ÖPNV-Streifentickets, die er mit von der Stiftung Obdachlosenhilfe in Bayern bewilligten Mitteln gekauft hat und nun an die Klientinnen und Klienten verteiltH. C. Wagner
Regensburg - "Es soll allen wohnungs- und obdachlosen Menschen die Möglichkeit angeboten werden, innerhalb der Stadt Regensburg kostenfrei den öffentlichen Nahverkehr nutzen zu können", sagt Christian Hierold. So hatte es der Caritas Fachberater für Menschen in besonderen Lebenslagen in seinem Antrag an die Stiftung Obdachlosenhilfe in Bayern formuliert, sogar noch etwas präziser: "wohnungs- und obdachlose Menschen jeglichen Alters, mit oder ohne Sozialleistung, Suchterkrankung, Straffälligkeitshintergrund oder gesundheitliche Einschränkungen". "Ich wollte den Zugang so niederschwellig wie möglich machen", sagt Hierold. Die Stiftung hat dem Antrag Ende letzten Jahres stattgegeben und 8.000 Euro bereitgestellt, die nun in 645 Streifentickets umgewandelt wurden.
Großen Dank richtet Christian Hierold an seinen Kollegen, den Caritas Streetworker Ben Peter, der für die kostenlose ÖPNV-Nutzung der Klientinnen und Klienten auch auf politischer Ebene gekämpft hat. Einen Teil der nun erworbenen Tickets gibt Hierold direkt an "NOAH, dein TagNachtHalt" in der Landshuter Straße. Wer nicht die Obdachlosenunterkunft der Caritas als Anlaufstelle hat, kann direkt ins Büro von Hierold in der Obermünsterstraße kommen, das von Montag bis Freitag in der Zeit von 10 bis 12 Uhr geöffnet ist, oder zum NOAH-Mobil, dem rollenden Beratungs- und Versorgungsbüro, mit dem der Fachberater am Dienstag- und Donnerstagnachmittag am "Milchschwammerl" anzutreffen ist.
"Unsere Klientel hat mitunter Termine bei Ämtern, Behörden und Institutionen wie z.B. beim Sozialamt, Jobcenter, der Agentur für Arbeit. Hinzukommen Arztbesuche, Krankenhausbesuche und vergleichbare Ziele", hatte Hierold im Antrag geschrieben. Viele Einrichtungen seien fußläufig nicht gut zu erreichen, oder die Klientin bzw. der Klient ist gesundheitlich nicht in der Lage, diese fußläufig zu erreichen. Dies führe mitunter dazu, dass die Klienten einfach auch "schwarz" fahren würden, sprich ohne gültigen Fahrschein, und damit eine Anzeige und sogar Haft riskierten."Zu mir kommen alle, die nicht im TagNachtHalt erfasst oder beispielsweise in den städtischen Einrichtungen am Kreuzhof und in der Taunusstraße untergebracht sind. Zudem gibt es Menschen, die verdeckt wohnungs- oder obdachlos sind", erklärt der Caritas-Mann, "einfach Menschen, die durchs Raster fallen." Wer aus diesem Personenkreis ein abgestempeltes Streifenticket zu ihm bringt, bekommt ein neues - solange der Vorrat reicht. "Wir kennen unsere Klientinnen und Klienten sehr gut", schließt er klassischen Missbrauch des besonderen Angebotes aus. "Wenn die Aktion ausläuft, müsste es eigentlich ein Selbstläufer sein", fordert Christian Hierold, "es müsste eine einfache Lösung geben."