Regensburg (cn). „Wir waren schon sooft dabei, der Sonnenzug ist für uns jedes Jahr ein Muss“, sagt die 51-jährige Birgit. Mit dabei hat sie ihren „jungen Hüpfer“, den 36-jährigen Alex. Seit vielen Jahren sind die beiden ein Paar. Sie arbeiten zusammen in den Kelheimer Werkstetten der Lebenshilfe Landshut. Sie leben aber in getrennten Wohnungen. Birgit lebt zuhause bei Ihrer Mutter Sieglinde. Der tägliche Gute-Nacht-Anruf um 21.00 Uhr ist Pflicht. „Da darf sonst niemand ans Telefon“, sagt Mutter Sieglinde. Mit dem Sonnenzug verbringen alle drei miteinander einen schönen Tag. „Wir freuen uns schon Monate vorher darauf“, sagen die beiden Turteltauben. Insgesamt 440 Teilnehmer, darunter über 70 Rollstuhlfahrer, haben sich am vergangenen Samstag nach Würzburg aufgemacht. Der 44. Sonnenzug in der Geschichte der Caritas fuhr zum ersten Mal mit den modernen Zügen der agilis Eisenbahngesellschaft. Ein Glücksfall: Barrierefreier Einstieg, behindertengerechte WCs und klimatisierte Wagen machen das Reisen für ältere und pflegebedürftige Gäste besonders komfortabel.
Pünktlich um 8.20 Uhr verließen die drei elektrisch betriebenen Wagen das Gleis 1 des Regensburger Hauptbahnhofs. Zuvor wurden die Sonnenzug-Gäste von Regensburgs Bürgermeister Joachim Wolbergs, Sylvia Stierstorfer und Dr. Franz Rieger als Vertreter des Landkreises mit den besten Wünschen verabschiedet. Die „ Deigner Musi “ spielte den Zug aus dem Bahnhof hinaus. Diözesan-Caritasdirektor Dr. Roland Batz begrüßte im Zug jeden einzelnen persönlich mit Handschlag. Die ehrenamtlichen Helfer von Caritas und Malteser Hilfsdienst hatten derweil richtig zu tun. Wurstsemmeln, Getränke und Süßes bekamen die Sonnenzuggäste serviert. Seit 1983 haben auch Karl und Anna Gerstenhöfer aus Theuern fast keinen Sonnenzug versäumt. Das Ehepaar im Malteserkleid fährt gerne mit und verbindet mit der Caritas-Aktion viele persönliche Erinnerungen. „1985 feierten wir am Tag des Sonnenzuges in Linz unsere silberne Hochzeit“, sagt Karl Gerstenhöfer stolz. Bischof Manfred Müller hatte damals im Kreise der großen Sonnenzugfamilie seinen besonderen Segen dazu gegeben. Insgesamt waren über 70 Freiwillige mit an Bord, darunter drei Ärzte und viele junge Malteser. Sie sorgten für die Betreuung und falls nötig die medizinische Versorgung.
Gottesdienst in der Stiftskirche St. Johannes Haug
Etwas später als geplant begann in der in St. Johannes Haug, etwa 500 Meter vom Hauptbahnhof entfernt, die heilige Messe mit dem Caritasdirektor. „Das Leben ist Begegnung im Glauben. Dieser Gedanke lebt und wird besonders sichtbar beim Sonnenzug“, sagt Batz . Diejenigen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stünden, brauchten die Hilfe derer, denen es gut geht. Nur eine so gelebte Solidarität mache die Welt jeden Tag ein Stück besser und reicher, so der Caritasdirektor. Er dankte allen Helferinnen und Helfern für Ihren großartigen ehrenamtlichen Dienst an diesem Tag.
Stadtführung oder Flanieren im Hofgarten
Nach dem Gottesdienst war für die Sonnenzuggäste im berühmten Bürgerspital der Tisch gedeckt. Der Schweinebraten gab Kraft für die Erkundung der Würzburger Innenstadt, die zu Beginn der „Kilianifestwoche“ besonders belebt war. Andere genossen den Nachmittag im Hofgarten der Würzburger Residenz oder ließen sich durch die herrschaftlichen Räume der Residenz führen, ehe dann am Bahnhof wieder der agilis-Sonderzug wartete.
Ein Tag der Begegnung
Seit 1971 gibt es den Sonnenzug, damals noch „Fahrt in den Frühling“ genannt. Von Anbeginn an stand die Idee der Begegnung im Mittelpunkt: Begegnung von Jungen und Alten, Behinderten und Nichtbehinderten, Gesunden und Kranken. Chef-Organisatorin Brigitte Weißmann von der Caritas war am Ende zufrieden: „Wenn wir am Ende nur auf eine gute Organisation oder Verpflegung stolz sein könnten, wäre die Idee am Ende“, sagte sie. Im Mittelpunkt dieses Tages stehen das Gemeinschaftserlebnis und die Möglichkeit, neue Kontakte und Freundschaften zu schließen.
Unterhaltung und Musik
Das inzwischen zum Inventar gehörende „Sonnenzug-Quintett“ sorgte für die gute Laune und Stimmung im Bürgerspital und im Zug. Die Musiker gingen traditionell durch den Zug und erfüllten die Musikwünsche der Gäste. Gegen 19.15 Uhr traf der Sonderzug wieder in Regensburg ein. Das Caritas-Team musste nachsitzen und den Zug entladen.
Spende
Organisiert wird der Sonnenzug alljährlich vom Diözesan-Caritasverband Regensburg.
Zur Finanzierung der großen Aktion bittet die Caritas immer um Spenden:
Konto 116 116 4 bei der LIGA Bank Regensburg (BLZ 750 903 00), Stichwort „Sonnenzug“.