Maria Bock (li.) und Elisabeth Allmeier helfen ehrenamtlich in der Babykleiderkammer der Caritas-Schwangerschaftsberatung in Regensburg.Burcom/Regensburg
Arbeiten ohne Geld zu verdienen? Wer macht denn so was? Die Oberpfälzerinnen Elisabeth Allmeier und Maria Bock zum Beispiel. Sie helfen ehrenamtlich in der Caritas-Kleiderkammer für Baby- und Kleinkindbedarf der Schwangerschaftsberatung der Caritas Regensburg: Bedürftige Eltern erhalten dort kostenlos Kleidung und Spielsachen für ihre Kinder.
In Deutschland engagieren sich knapp 15 Millionen Menschen in einem Ehrenamt. In Bayern ist die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren besonders groß. Rund 36 Prozent der Menschen über 14 Jahre, also fast 3,8 Millionen Menschen, sind ehrenamtlich tätig. In der Region Regensburg sind es ebenfalls über ein Drittel der Menschen ab 14 Jahren. Sie trainieren Kinder und Jugendliche im Sportverein, helfen im Elternverein der Schule, betreuen Flüchtlinge, sind in der Freiwilligen Feuerwehr – oder arbeiten bei der Caritas und ihren Diensten. Etwa eine halbe Million Ehrenamtliche unterstützen die Caritas bundesweit. Aber warum eigentlich? Zeit investieren und keinen Lohn erhalten: Ist das nicht ein schlechter Deal?
"Mir gefällt es einfach", sagt Elisabeth Allmeier, "und es hat doch Sinn!". Maria Bock fügt hinzu: "Es ist schön, Menschen zu treffen und mit wenigen Handgriffen helfen zu können." Sie freue sich jedes Mal, wenn sie das passende Kleidchen im Sortiment hat, den Karton mit den dringend benötigten Hosen aus dem Regal zieht oder das perfekte Paar Sommerschühchen findet. Die Dankbarkeit ihrer Kundinnen, sagen beide, sei der beste Lohn.
"Ohne ehrenamtliches Engagement gäbe es unsere Kleiderkammer gar nicht", sagt Gabriele Dotzer, Leiterin der Caritas-Schwangerschaftsberatung in Regensburg. Außer Allmeier und Bock helfen dort noch drei andere Frauen. Weitere Ehrenamtliche werden derzeit gesucht. Der kleine Laden, ein Zimmer in den Räumen der Schwangerschaftsberatung, hat für Klientinnen der Beratungsstelle zweimal wöchentlich geöffnet, dienstags und donnerstags von 9.00 bis 12.00 Uhr. Die Ehrenamtlichen sortieren die Kleiderberge, verteilen und arrangieren sie, damit alles an seinem Platz ist und die Bedürftigen bekommen, was sie brauchen.
Elisabeth Allmeier ist verheiratet, hat eine Tochter, zwei Enkel und lebt mit ihrer Familie in Pfatter bei Regensburg. Sie ist gelernte Bürogehilfin und hat über vier Jahrzehnte bei der Katholischen Jugendfürsorge in Regensburg gearbeitet. Seit vier Jahren ist sie im Ruhestand und seither noch mehr als früher ehrenamtlich tätig, nicht nur bei der Caritas. Sie leitet in ihrem Dorf Sportgruppen, bietet Nordic-Walking und Seniorengymnastik an, ist Lektorin in der Pfarrei und engagiert sich beim Obst- und Gartenbauverein. "Langweilig wird mir nicht!" lacht sie. Den ganzen Tag Haus und Garten hüten, das könnte sie nicht. Sie braucht Begegnung - und eben eine Aufgabe mit Sinn. Bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit kommt ihr zugute, dass sie "keine Berührungsängste" hat: Im Laufe ihres langen Berufslebens habe sie gelernt, Zugang zu fast jedem zu finden.
Maria Bock, verheiratet, drei erwachsene Kinder, besuchte die Meisterschule für Mode in München und ist Schneidermeisterin sowie Entwurfs- und Schnittdirectrice. Seit 28 Jahren lebt sie in Regensburg. Ehrenämter gehören für sie einfach dazu: Sie singt seit 23 Jahren im Kirchenchor ihrer Gemeinde, unterstützt seit 17 Jahren den Frauenbund und ist seit 12 Jahren in dessen Vorstand. Vor fünf Jahren las sie in der Mittelbayerischen Zeitung das Inserat "Die Babykleiderkammer der Caritas sucht helfende Hände". Der Schneidermeisterin gefiel der Gedanke eines "eigenen kleinen Ladens". Von dem Prinzip, gebrauchte Kleidung weiterzugeben, war sie von Anfang an überzeugt – schließlich engagierte sie sich bereits im sogenannten "Upcycling", bei dem sie aus Altem Neues macht: Schmuck aus gebrauchten Kaffeekapseln oder einzigartige Taschen aus Stoffresten.
Die Kundinnen, die zu den beiden Frauen in die Kleiderkammer CarLa kommen, sind meist junge Mütter, oft alleinerziehend, manchmal arbeitslos, die sich Kinderkleidung einfach nicht leisten können. Seit einigen Jahren sind auch immer mehr geflüchtete Frauen darunter: Sie sind mit nichts gekommen und brauchen für ihre Kinder ein paar Dinge zum Leben. Für die beiden Ehrenamtlichen sind das wertvolle Begegnungen. Sie verständigen sich mit Händen und Füßen oder mit einem Lächeln. Manchmal aber sprechen die Geflüchteten auch Deutsch oder Englisch und erzählen ihre Geschichte. Und jedes Mal, wenn die beiden Ehrenamtlichen von einer der bewegenden Biografien erfahren, die die Kundinnen zu ihnen brachten, wächst ihre Gewissheit, das Richtige zu tun.
Zusatzinfo 1: Baby-Kleiderkammer sucht Ehrenamtliche und Spenden
Die Caritas-Babykleiderkammer sucht weitere ehrenamtliche Mitarbeiter. Wer Interesse hat, wendet sich direkt an Gabriele Dotzer, Leiterin der Caritas-Schwangerschaftsberatung Regensburg, per E-Mail an regensburg@caritas-schwangerschaftsberatung.de oder telefonisch unter 0941 / 79 99 20. Zudem wird gerne saubere und gut erhaltene Babykleidung zu den Öffnungszeiten der Beratungsstelle entgegen genommen. Weitere Informationen unter: www.caritas-schwangerschaftsberatung.de/regensburg
Zusatzinfo 2: Soziales Ehrenamt bei der Caritas
Anderen helfen und dabei selbst wachsen: Das ist ehrenamtliches Arbeiten. Helfende Hände sind bei der Caritas Regensburg jederzeit willkommen. Überall da, wo es in der Diözese Regensburg die Caritas gibt - in über 900 Einrichtungen und Diensten und 700 Pfarreien – können sich Leute engagieren: Es gibt viele Möglichkeiten, sich einzubringen. Kontakt: Maria Plank, Referentin für Gemeindecaritas, Tel.: 0941 / 50 21 103 oder per E-Mail: gemeindecaritas@caritas-regensburg.de