Neutraubling ist beispielsweise von Geflüchteten gegründet worden. So leben dort besonders viele Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern. Das Integrationsamt nimmt dies als Anstoß, innerhalb eines Jahresprojekts dazu zu animieren, sich mit dem Begriff Heimat auseinanderzusetzen. Den Auftakt bildete eine Lesung mit Anna Kuschnarowa. Eingeladen dazu waren die achten Klassen der Real- und Mittelschule und die Schüler des Sonderpädagogischen Förderzentrums.
In ihrem Buch schildert Anna Kuschnarowa die Geschichte des Jungen Jengo. Bei seiner Geburt wittert die abergläubische Großmutter ein schlechtes Omen und erklärt ihn zum Hexenkind, das nur Unheil über die Familie bringt. Meist werden diese Kinder ermordet oder verstoßen. Ihre einzige Chance auf der Straße zu überleben ist, sich mit Prostitution, Diebstahl oder als Kindersoldat durchzuschlagen. Jengo möchte sich jedoch diesem Schicksal nicht fügen und flüchtet. Eingepfercht in einem Lastwagen ohne Toiletten fährt Jengo mit anderen Flüchtlingen durch die Wüste. Nach der langen, beschwerlichen Flucht gelingt es dem Jungen zunächst nach Paris und dann nach Deutschland zu kommen. Dort angekommen, findet er Anschluss in einem Box-Club und entdeckt sein Talent für diesen Sport. Hin und hergerissen zwischen verdrängten Erinnerungen und der Realität versucht er, sich durch den Sport eine legale Existenz aufzubauen.
Ziel des Jahresprojekts in Neutraubling ist, pädagogisch sinnvoll auf das Thema Flucht zu reagieren. Mit Fragen wie "Wo fühle ich mich zu Hause?" oder "Welche Konsequenzen hat es, wenn man seine Heimat verlassen muss?" sollen die Schüler sensibilisiert werden. Dadurch sollen Vorurteile abgebaut werden und Lehrer ein Rüstzeug an die Hand bekommen, um respektvoll und pädagogisch mit diesem Thema umgehen zu können.