Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
Ostern – das ist das Fest aller Feste! Es ist der Höhepunkt unseres Kirchenjahres. Wir feiern die Auferstehung Jesu. Wir feiern das Unfassbare. Jedes Mal sind wir neu ergriffen. Und doch ist in diesem Jahr vieles anders. In der Corona-Krise muss unsere gemeinsame Agapefeier ausfallen. Und auch die Heilige Messe in der Osternacht werden wir nicht besuchen können. Doch haben wir sie nicht noch in Erinnerung und im Herzen?
Wenn wir uns im Dunkeln versammeln und warten. Wenn die Osterkerze am Feuer entzündet wird und die uralten Worte gesprochen werden: „Christus, gestern und heute, Anfang und Ende, Alpha und Omega. Sein ist die Zeit und die Ewigkeit. Sein ist die Macht und die Herrlichkeit in alle Ewigkeit.“ Und dann der Ruf: „Christus ist glorreich auferstanden vom Tod. Sein Licht vertreibe das Dunkel der Herzen.“ Da fühle ich mich angesprochen in der Tiefe meines Glaubens – aber auch in meinen derzeitigen Zweifeln und Fragen:
Wie können wir in dieser Zeit Ostern feiern, angesichts des Elends in der Welt? Wie können wir fröhlich sein, angesichts des Leides und der furchtbaren Bilder, die uns seit Wochen im Bann halten? Es fällt uns schwer, überhaupt wahrzunehmen und zu glauben, dass Ostern ist. Es spricht doch nichts dafür. Oder?
Dies sind aber auch uralte Fragen. Fragen, die sich in ähnlicher Weise die Jünger schon stellten. Es gibt so vieles, das uns an der Welt müde werden lässt. Selbst wenn die Hoffnung nicht daran stirbt, so legt sie sich zumindest bleischwer ins Bett und möchte lange nicht mehr aufstehen. Wo so viel Leid ist, wie sollen wir da Ostern sehen? Dürfen wir Ostern feiern? Ostern, wo doch gefühlt Karfreitag ist.
Was bleibt, scheint wenig – und ist doch unglaublich viel. Die Botschaft des Ostermorgens lautet: Jesus ist auferstanden. Der Stein vom Grab ist weggeschoben. Das Unbewegliche wurde verrückt – von Gott. Das Leben hat den Tod überrollt, ist über den Tod hinweggefegt. Der Herr ist auferstanden!
Jesus lebt. Nun ist nichts mehr wie zuvor. Die lähmende Angst nach der Katastrophe ist wie weggeblasen. Das Leben Jesu mit all seiner Zuwendung zum Nächsten und zu Gott hat doch Zukunft! Es bleibt nicht alles beim Alten. Neues ist möglich: neue Wege mitten im alten Leben.
Von dieser Botschaft darf ich mich anrühren und bewegen lassen. Auch dann, wenn ich mich nicht österlich fühle, weil ich zu viel gesehen und erlebt habe. Auch in diesen schweren Tagen der Corona-Krise darf ich darauf vertrauen, dass Ostern der Horizont ist, vor dem wir leben. Die Hoffnung, dass das Licht siegen wird, dass der Auferstandene das Dunkel der Herzen vertreibt. Auch und gerade heute.
Ostern will uns zu einem anderen Leben bewegen, will uns dazu Kraft geben: Gott und einander zu vertrauen, Lieb- und Gedankenlosigkeit zu überwinden, Unrecht beim Namen zu nennen, sich zu Schuld zu bekennen, Unbequemes zu wagen und offen zu bleiben für das, was auf mich zukommt von Gott. Zu all dem will Ostern uns bewegen, damit sich in der Welt etwas bewegt – hin zum Leben.
Sie, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, leben diese Botschaft in der Corona-Krise auf besondere Weise. Ihnen allen sei von Herzen gedankt für Ihren selbstlosen Einsatz für das Leben.
Wir wünschen Ihnen allen frohe und gesegnete Ostern!
Msgr. Dr. Roland Batz Diakon Michael Weißmann
Vorsitzender Diözesan-Caritasdirektor