Die Regensburger Andreas Böhm und Tim Schwendtner fuhren bei der Baltic Sea Circle Rallye mit. Mit der Reise sammelten sie Spenden für den Sonnenzug der Caritas.Andreas Böhm
7500 Kilometer in 15 Tagen durch zehn Länder - das ist die Baltic Sea Circle Rallye. Wie entstand die Idee mitzumachen?
Eigentlich hatte mein Freund Tim Schwendtner die Idee. Uns faszinierte die Kombination aus Abenteuer und Charity. Denn das tolle an der Rallye ist ja, dass wir mit der Teilnahme dazu aufgefordert waren, für ein gemeinnütziges Projekt Spenden zu sammeln. Wir entschieden uns für den Sonnenzug der Caritas.
Sie sind am 23. Februar in Hamburg gestartet. Wie ging es dann weiter?
Insgesamt waren 100 Teams aus der ganzen Welt dabei. Vorab wussten wir nur, dass die Route durch Skandinavien zum Nordkap, über Russland, die baltischen Staaten, rund um die Ostsee und zurück nach Hamburg geht. Erlaubt sind nur Autos, die mindestens 15 Jahre alt sind. Man darf kein GPS verwenden und keine Autobahnen nutzen.
Von den Veranstaltern haben wir ein sogenanntes Routebook bekommen. Dort standen alle Etappen drin, die man am Tag erreichen muss, um nicht den Anschluss zu verlieren. Täglich sind wir etwa 500 bis 800 Kilometer gefahren. Die Etappenziele waren aber ungefähre Angaben. Wir konnten immer selbst entscheiden, wo wir übernachten wollten.
Über 4000 Kilometer Eisbuckelpiste legten Andreas Böhm und Tim Schwendtner mit ihrem Lada Taiga zurück. Dieser trotzte den abenteuerlichen Straßenverhältnissen vorbildlich.Andreas Böhm
Sie waren mit einem Lada Taiga unterwegs, haben ein aufklappbares Zelt auf dem Dach montiert und darin übernachtet. War das nicht schrecklich kalt?
Tatsächlich lagen die niedrigsten Temperaturen in einer Nacht bei minus 27 Grad. Da merkten wir, wie gefährlich die Kälte sein kann. Teilweise fühlte sie sich an wie Nadelstiche auf der Haut. Zum Glück waren wir gut auf die Kälte vorbereitet und hatten Thermoboxen, spezielle Schlafsäcke, Wärme-Pads und Wärmekissen dabei.
Welche Herausforderungen oder Eindrücke sind Ihnen im Gedächtnis geblieben?
Besonders abenteuerlich waren die Straßenverhältnisse. In Richtung Nordkap werden die Straßen nicht gestreut, sondern nur geräumt. Somit entstand auf der Straßenoberfläche eine glatte Eisschicht. Wir sind bestimmt 4000 Kilometer Eisbuckelpiste gefahren. Einige Autos haben das nicht überstanden. Unser Lada aus den 70er-Jahren wurde gerade für solch unwegbares Gelände produziert. Da konnten wir einen Trumpf ausspielen! Besonders eindrucksvoll waren für uns die Nordlichter am Nordkap. Sie wirkten wie ein grandioses Feuerwerk!
An der Baltic Sea Circle Rallye darf man nur teilnehmen, wenn man mindestens 750 Euro an eine gemeinnützige Organisation spendet. Sie haben sich für den Sonnenzug der Caritas entschieden. Warum?
Ich bin selber fast 20 Mal ehrenamtlich als technischer Helfer beim Sonnenzug der Caritas mitgefahren. Den Tag fand ich immer besonders. Ich kenne die Strukturen recht gut und weiß: Der Sonnenzug ist auf Spenden angewiesen. Für mich war daher klar, dass wir den Sonnenzug unterstützen.
Im Dachzelt ihres Ladas übernachteten die beiden bei Temperaturen bis zu minus 27 Grad. Andreas Böhm
Wie haben Sie die Spendensumme zusammenbekommen?
Ich habe als Geschäftsführer der Bayerndienste GmbH auf das postalische Versenden von Weihnachtskarten verzichtet. Unsere Kunden haben stattdessen eine E-Mail bekommen, in der sie über unser Vorhaben informiert wurden. Allein durch das Einsparen dieser Ausgaben kamen 700 Euro zusammen. Bei unserer Weihnachtsfeier gab es dann eine Paketversteigerung bei der nochmals 470 Euro eingegangen sind. Wir hoffen zudem, dass dank solcher Interviews noch mehr Menschen für den Sonnenzug spenden.
Welchen Platz erreichten Sie bei der Baltic Sea Circle 2019?
Das wissen wir gar nicht! Es gibt nur den ersten Platz. Da es ein Charity-Projekt ist, wird auf weitere Platzierungen verzichtet. Kniffelig wurde es bei der Zieleinfahrt. Diese ist nur eine Stunde am Endtag geöffnet. Da muss man eine Punktlandung schaffen. Erschwerend kam hinzu, dass in Hamburg Lokalderby war, der HSV spielte gegen St. Pauli, zahlreiche Straßen waren gesperrt. Trotzdem haben wir es geschafft! Es war einmalig.
Zusatzinfo 1: Das ist der Sonnenzug
Der Sonnenzug wird traditionell veranstaltet und organisiert vom Diözesan-Caritasverband Regensburg. Mitfahren können vor allem ältere, einsame und pflegebedürftige Menschen mit oder ohne Behinderung, natürlich auch jüngere Menschen mit Behinderung. Für viele Teilnehmer ist der Sonnenzug die einzige Möglichkeit im Jahr, den Alltag hinter sich zu lassen und mit anderen Menschen eine Reise zu unternehmen. Die Mittelbayerische Zeitung und die katholische Sonntagszeitung sind traditionell Medienpartner der Aktion.
Zusatzinfo 2: Paten gesucht
Durch eine Sonnenzug-Patenschaft wird einem bedürftigen Teilnehmer die Mitfahrt finanziert. Wer an der Übernahme einer Patenschaft interessiert ist, wendet sich an die Caritas Regensburg. Für die Veröffentlichung wird ein aktuelles digitales Bild benötigt sowie ein kurzes Statement über die Beweggründe, den Sonnenzug zu unterstützen. Eine Patenschaft kostet mindestens 100 Euro.
Finanziert wird der Sonnenzug zum größten Teil durch Spenden. Zur Finanzierung des Sonnenzuges hilft jede kleine und große Spende an: Caritas Regensburg, IBAN: DE89 7509 0300 0001 1611 64, BiC: GENODEF1M05, Stichwort "Sonnenzug". Informationen zur traditionellen Aktion Sonnenzug gibt es im Internet unter www.caritas-regensburg.de/sonnenzug.