Das Stadtstorch-Team und Geisenfelds Kulturreferentin Henriette Staudter konzipierten für diesen Tag eine neue "seniorengerechte" und barrierefreie Führung.Caritas Regensburg
Da sage nochmal einer, in Altenheimen sei es nicht zum Aushalten, Bewohner säßen den ganzen Tag allein gelassen in einer Ecke und warten nur noch auf die Flüssignahrung. Wer so etwas sagt, war noch nicht Caritas-Alten- und Pflegeheim St. Emmeram in Geisenfeld. Am Fest des Heiligen Emmeram tauchten die Bewohner ein ins mittelalterliche Geisenfeld. In Rollstühlen oder mit Rollatoren ging es durch die Innenstadt. Dort wartete eine erlebnisreiche Führung durch die Stadtstörche, inklusive Theaterspiel und Bierprobe. Am Abend wurde dann noch mittelalterlich gekocht, selbstverständlich mit frischen, neuzeitlichen Zutaten.
Das Stadtstorch-Team und Geisenfelds Kulturreferentin Henriette Staudter wählten aus ihrem gewohnten Programm einige Szenen aus und konzipierten für diesen Tag eine neue "seniorengerechte" und barrierefreie Führung. Diese Tour hatte es bislang noch nicht gegeben. Die Senioren des Caritasheimes in Geisenfeld hatten an diesem Tag auch die Gesellschaft von Bewohnerinnen und Bewohner des Caritas-Altenheimes in Vilsbiburg. Mit einem Bus, der allen Komfort für Rollstuhlfahrer bot, machten sie sich zusammen mit ihrem Heimleiter Stephan Priller schon frühmorgens auf den Weg von Niederbayern herauf, um rechtzeitig im Oberbayerischen Hopfengebiet zu sein. Die Idee, beide Caritas-Häuser zusammenzubringen, hatten die Geisenfelder Heimleiterin Tanja Wocheslander und Anneliese Lackermair, Sprecherin der Heimbewohner und frühere Kulturreferentin der Stadt Geisenfeld. Eine Spende des einheimischen Unternehmers Erich Deml, früher auch zweiter Bürgermeister und Kreisrat, ermöglichte diesen Tag erst. Den noch fehlenden Restbetrag sponserten das Geisenfelder Pflegeheim und die Stadt Geisenfeld, mit ihrem Bürgermeister Christian Staudter an der Spitze.
Auch für das leibliche Wohl war gesorgt: Neben Zwiebelkuchen, Blaukrautraute, saftigen Fleischpflanzerln mit Kartoffelsalat und einer Schokoladentarte gab es Riedenburger Draft-Bier.Caritas Regensburg
Aufgeteilt in zwei Gruppen wurden die Bewohner von der erfahrenen Fremdenführerin Antonie Schlierf und von Wolfgang Koch geführt. Koch ist Mitglied der Stadtstörche und schlüpfte später noch in verschiedene weitere Rollen. Zunächst ging es zum früheren, heute nicht mehr vorhandenem Klostertor. Die Gäste erfuhren interessante Geschichten über die Zeit des früheren Klosters und ihrer damals gut 50 Benediktinerinnen. Bierbrauer Heimeran Pongratz tauchte immer wieder auf und erzählte über das Bierbrauen im Kloster und in den damals 16 Brauereien Geisenfelds. Er ließ mit großer Schauspielkunst und im Originalgewand des Braumeisters Geschichte lebendig werden. Der damalige Münchner Herzog berief nämlich den Geisenfelder Klosterbrauer für 22 Jahre nach München, um dort das Hofbräuhaus aufzubauen. In München wurde zu der Zeit noch kein Bier gebraut. Es wurde aus Niedersachsen geholt und auf dem langen Weg nach München oft verderblich. Im Jahr 1310 bekam Geisenfeld das Marktrecht, 1410 wurde eine Ringmauer mit vier Toren und vier Türmen um den Ort gebaut.
Den Abschluss der gut zweistündigen Führung bildete die Szene im Garten des Heimes St. Emmeram. Dort wurde eine ehemalige Ratsehefrau wegen ihres lästerlichen Schandmauls und des Vordrängeln bei den Kirchensitzplätzen bestraft. Den Abschluss dieses ereignisreichen Tages bildete ein Abendessen nach mittelalterlichen Rezepten. Es gab Zwiebelkuchen, eine Blaukrautraute, saftige Fleischpflanzerl mit Kartoffelsalat und danach eine Schokoladentarte in Kombination mit einem Riedenburger Draft-Bier, samt schokoladiger Geschmacksnote. Die letzte szenische Darbietung im Heim machte deutlich, wie noch vor dem Reinheitsgebot Bier gebraut wurde. Je nach Lust, Laune und Geschmack kamen allerlei "schröckliche" Zutaten ins Bier. Das war der Auslöser für die Einführung des Reinheitsgebots im Jahre 1516. Natürlich gab es auch Musik: Das Abendessen wurde musikalisch begleitet vom Trio "Gitarrisch Narrisch" mit Elisabeth Rottler (Gitarre), Christian Hofrichter (Kontrabass) und Brigitte Gänsheimer (Gitarre).