Welche Formen der Demenz gibt es? Und wie gelingt der Umgang mit Menschen mit Demenz? Darum ging es bei einem Informationsabend im Caritas Alten- und Pflegeheim St. Martin in Neustadt/Waldnaab. Foto: unsplash.com
Vergiss-mein-nicht heißt der Wohnbereich im Caritas Alten- und Pflegeheim St. Martin in Neustadt/Waldnaab, in dem Menschen mit Demenz leben. Ein Blick auf die "HausUNordnung" an der Eingangstür zeigt, dass dies keine gewöhnliche Pflegestation ist:
- Meine Tasse kann auch deine Tasse sein. Uns ist es egal, aus welcher Tasse wir trinken und von welchem Teller wir essen, Hauptsache wir werden satt.
- Singen, brummen, schimpfen, "Hallo" rufen. Wir haben nun mal unsere eigene Sprache. Wer uns kennt, versteht uns auch.
- Das Wandern ist nicht nur des Müllers Lust. Wir gehen oft und gehen viel. Lasst uns ruhig! Wir brauchen viel Bewegung und können daher Tag und Nacht im Wohnbereich spazieren gehen. Beim Wandern machen wir auch gerne Brotzeit. Brösel am Boden stören uns dabei nicht.
Team mit Pflege-Expertise (v.li.): Einrichtungsleiter Christian Fuchs, Gerontofachkraft und Projektleiterin Sophia Schreffl, Wohnbereichsleiterin Morag Mac-Aulay Bauer, Pflegedienstleiterin Lena Schwang und Hauswirtschaftsleiterin Heike Müller.Foto: APH St. Martin
Das sind drei von zwölf Regeln, die den Bewohnern vorschreiben, dass sie sein dürfen, wie sie sind. Und eben darum geht es beim Umgang mit Menschen mit Demenz, betont die Gerontofachkraft Sophia Schreffl. Zwei Millionen Menschen mit Demenz leben in Deutschland, etwa ein Dutzend von ihnen im Wohnbereich Vergiss-mein-nicht in St. Martin. Schreffl arbeitet dort und ist speziell für die Pflege von Demenzkranken ausgebildet. Vor Kurzem veranstaltete sie gemeinsam mit Einrichtungsleiter Christian Fuchs, Pflegedienstleiterin Lena Schwang, Wohnbereichsleiterin Morag Mac-Aulay Bauer und Hauswirtschaftsleiterin Heike Müller einen Informationsabend für Angehörige zum Thema: "Demenz - was ist das?".
Gerontofachkraft Sophia Schreffl teilt ihr Wissen zu Demenz und hält einen Vortrag für Angehörige.Foto: APH St. Martin
In einem Vortrag referierte Sophia Schreffl über die verschiedenen Formen der Demenz, über mögliche Ursachen, beobachtbare Symptome und nicht zuletzt über geeignete Umgangsformen. Denn wenn Vater oder Mutter die Diagnose Demenz erhalten, verunsichert das ihre Angehörigen zunächst zutiefst. Sorgen und Fragen tauchen auf. "Viele haben ein falsches Bild von Pflege, Alter und Demenz", sagt Schreffl. Es sei häufig von negativer Berichterstattung geprägt. Diesem schlechten Image möchte das Caritas-Pflegeteam entgegenwirken - indem es sein Fachwissen teilt und gezielt aufklärt. Der Infoabend zu Demenz bildete den Auftakt einer neuen Veranstaltungsreihe, die Schreffl im Rahmen ihrer Weiterbildung zur Pflegedienstleiterin konzipiert hat.
Wirkt wie eine Meditationsstätte: der Snoezeln-Raum im Caritas Alten- und Pflegeheim St. Martin in Neustadt an der Waldnaab. (Foto: APH St. Martin)
Im Anschluss an den Vortrag besichtigten die Teilnehmenden den Wohnbereich Vergiss-mein-nicht sowie den Snoezeln-Raum: Klangschalen verschiedener Größen sind dort aufgereiht, Matten, Decken und Kissen ausgebereitet, ein Meditationsgong thront im Raum. Es wirkt wie eine Meditationsstätte. "Über Worte sind Demente häufig nicht mehr zu erreichen, aber über ihre Sinne schon, beispielsweise über Klänge", sagt Schreffl. Auch Düfte gelten als Zugangsweg zu Menschen mit Demenz und werden in dem Raum eingesetzt. Tannenduft erinnert vielleicht an vergangene Weihnachtsfeste, Lavendel an den ersten Urlaub in der Provence. Snoezeln - das ist der sinnesbasierte und wissenschaftlich fundierte Weg zum Wohlfühlen für Menschen mit Pflegebedarf und wird in dem Raum umgesetzt.
Im Anschluss an den Vortrag und die Führungen hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, Fragen zu stellen. Die Angehörigen gingen inspiriert nach Hause, ließen Vorurteile und Klischees zurück und nahmen die Frage mit: Wie kann ich selbst meinen Umgang mit der demenzkranken Mutter oder dem demenzkranken Vater vielleicht verändern?