Mithilfe der "Hyperbaren Oxygenation" (HBO) wird der Patient in der Druckkammer "entgiftet".Krankenhaus St. Josef
Eine wohlig warm beheizte Wohnung, vielleicht sogar mit einem knisternden Feuer. Das urgemütliche Sofa, die Kuschelsocken, eine Tasse mit heißem Tee in der Hand, das Lieblingsbuch auf dem Schoß. Kartoffelauflauf im Ofenrohr, Tiefenentspannung. Aber gerade in der Heizperiode ist Vorsicht geboten. Denn wenn das Gefühl der Entspannung in bleierne Müdigkeit übergeht, könnte auch ein an sich geruch- und geschmackloses Gas die Ursache sein: das giftige Kohlenmonoxid (CO)!
Rauchmelder in Kinder- und Schlafzimmern anzubringen, ist bereits verpflichtend für Hausbesitzer. Bei jedem Verbrennungsprozess entsteht aber auch CO. Im Normalfall ist das kein Problem. Bei technischen Defekten an Öfen und Gasthermen, beim "Indoor-Grillen", einer Fehlbedienung von Kaminöfen oder Rückstau von Abluft im Kamin und zugleich unzureichend belüfteten Zimmern kann es jedoch schnell unbemerkt zur deutlich erhöhten CO-Konzentration in der Raumluft kommen. "Neben der regelmäßigen Wartung von Brennstätten und Heizungen empfehlen wir deshalb das Anbringen von hochwertigen, geprüften Kohlenmonoxid-Warnmeldern in allen relevanten Räumen. Den Rauchmeldern ähnlich weisen sie durch ein Warnsignal auf ausströmendes Gas hin", so Annalena Schmitt von der Freiwilligen Feuerwehr Lichtenwald.
Denn atmet der Mensch Luft mit erhöhtem Kohlenmonoxid-Gehalt ein, bindet sich das CO direkt an die Transportstelle für Sauerstoff in den roten Blutkörperchen. Über den Blutkreislauf wird es dann im ganzen Körper verteilt und kann so in alle Zellen wandern. Besonders empfindlich reagieren hierauf Organe, die viel Energie in Form von Sauerstoff verbrauchen. So können schon geringe Mengen des eingeatmeten COs zu Schäden an Herz und Gehirn führen, größere Mengen sind tödlich. Patienten mit Kohlenmonoxid-Vergiftung sind zunächst benommen, schläfrig, ihr Sehvermögen und die Motorik beeinträchtigt, sie können an starken Kopfschmerzen und Übelkeit leiden, von Schüttelkrämpfen gebeutelt werden oder bereits bewusstlos sein.
Zur Therapie können Ärzte auf die "Hyperbare Oxygenation" (HBO) zurückgreifen: "In der Druckkammer wird der Patient sozusagen entgiftet. Er atmet reinen Sauerstoff unter erhöhtem Umgebungsdruck ein. So wird das im Körper befindliche Kohlenmonoxid gegen Sauerstoff ausgetauscht", erklärt Privatdozent Dr. Michael Pawlik, Direktor der Klinik für Anästhesiologie am Caritas-Krankenhaus St. Josef.
Zur Behandlung von CO-Vergiftungen stand in Regensburg von 1997 bis 2014 im Gewerbepark das Institut für Hyperbar-Therapie im Gewerbepark mit einer Mehrpersonendruckkammer zur Verfügung. Um nach deren Schließung die Versorgung in der Region Ostbayern weiterhin zu gewährleisten, setzte sich Landrätin Tanja Schweiger für den Verbleib der Druckkammertherapie in Regensburg ein.
Denn die nächstgelegene Druckkammer befindet sich im knapp 200 Kilometer entfernten Murnau. Die Notwendigkeit einer wohnortnahen Versorgung zeigte sich bereits drei Monate nach Eröffnung der Ein-Personen-Druckkammer am St. Josefs. Damals wurde die 19-jährige Franziska K. aus Schwandorf vom Rettungsdienst eingeliefert. Sie erlitt eine CO-Vergiftung, weil Gas aus der Heizung im Bad ausströmte. Einen Transport nach Murnau hätte Franziska nicht überlebt (die Medien berichteten).
Zwei Jahre steht die HBO nun am Josefskrankenhaus. Mit politischer Unterstützung und durch die BMW Charity konnte das Rettungszentrum Regensburg, damals unter Vorsitz von Professor Dr. Nerlich, im Mai 2015 die Finanzierung einer Ein-Personen-Druckkammer initiieren. Die BMW Group Werk Regensburg, die Sparkasse Regensburg, Stadt und Landkreis Regensburg, sowie das Rettungszentrum Regensburg haben so einen wesentlichen Beitrag zur Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung mit HBO in Ostbayern geleistet. Nachdem anfänglich die Finanzierung der Behandlungskosten unklar war, stimmten die AOK und die Ersatzkassen schnell einem Vertrag für die Behandlung ostbayerischer Patienten zu. Somit konnte auch der laufende Betrieb sichergestellt werden.
Die HBO-Therapie kommt seither regelmäßig nach Unfällen mit brennstoffbetriebenen Geräten, Gas- und Tauchunfällen, Suizidversuchen - beispielsweise durch das Einatmen von Autoabgasen, schweren Infektionskrankheiten oder nach Operationen, sowie nach übermäßigem Konsum von Shisha-Rauch zum Einsatz. "Wir erzielen gute Behandlungserfolge mittels der HBO. Trotzdem ist es natürlich unser Wunsch, durch gezielte Aufklärung und Präventionsarbeit mit Spezialisten anderer Fachbereiche, Behörden und Einrichtungen die Häufigkeit der Unfälle zu reduzieren", so Dr. Helmut Meyringer, Stellvertretender Direktor der Klinik für Anästhesiologie am Caritas-Krankenhaus St. Josef.