Regensburg (cn). Dass sich diesmal auch ein Mann in die Gruppe gewagt hat, freut Gabriele Schneeberger besonders. Gesundheitsfördernde Angebote für Senioren - da sind viele Kurse ausschließlich von Frauen besucht. Und was Gabriele Schneeberger derzeit Donnerstag nachmittags im Pfarrzentrum St. Wolfgang anbietet, ist für viele ohnehin etwas ungewöhnlich: Jeweils eine Stunde lang gibt sie eine praktische Einführung ins Qi-Gong, einer chinesischen Meditations- und Bewegungslehre. Im Rahmen des Projekts "Gesundheitsförderung im Quartier", das im vergangenen Jahr in Kumpfmühl an den Start gegangen ist, wird der Kurs bereits zum zweiten Mal angeboten. Ab September haben auch ältere Menschen aus der Pfarrei St. Anton die Möglichkeit, wohnortnah etwas für ihre Gesundheit zu tun: Die Kooperation von Gesundheitsamt, Malteser Hilfsdienst, Kneippverein und Caritasverband hat sich bewährt. Die Senioren nehmen aktiv am öffentlichen Leben teil und können ein soziales Netzwerk pflegen.
Marion Müller (links) leitet den Kurs in St. Anton, der ab September dort für Senioren neu angeboten wird. Caritas Regensburg
Diese Idee verwirklicht sich auch beim Qi-Gong: Nach der Stunde kommen die vier Damen und der Herr zwanglos ins Gespräch. "Ich kann in der Früh meine Kaffeetasse manches Mal nur mit zwei Händen halten, so steif sind meine Finger nach der Nacht", berichtet die Frau, die heute in Begleitung ihres Ehemannes zum ersten Mal zur Qi-Gong-Gruppe gestoßen ist. Sogleich hat eine erfahrene Kursteilnehmerin einen Tipp parat: "Da hilft die Übung ‚Kneten, Klopfen, Streichen‘ sehr gut. Die mache ich jeden Morgen schon im Bett." Kursleiterin Gabriele Schneeberger kann das nur bestätigen: "Durch diese Übung wird der Qi-Fluss angeregt und damit die Durchblutung. Das hilft bei Arthrose genauso wie bei Wadenkrämpfen." Also kneten, klopfen und streichen die Kursteilnehmer fleißig: zuerst die Armaußenseite hinunter, dann die Arminnenseite wieder hinauf, anschließend das Gleiche mit den Beinen. Eine ganz einfache Übung ist das, bei der der Körper mit den eigenen Händen in Schwung gebracht wird. Von einem wohltuenden Bitzeln berichten die fünf Qi-Gong-Schüler, von angenehmer Wärme in den Gelenken. Während durch die geöffnete Terrassentür das schrille Kreischen von Schwalben hereindringt, schnipsen sie mit den Fingern, machen eine Faust und Krallenhände. "Finger bewegen - Gehirn stärken", erklärt Gabriele Schneeberger. "Das beugt auch der Demenz vor."
"St. Anton haben wir für unsere Quartiersarbeit deshalb gewählt, weil die Pfarrei, genau wie St. Wolfgang, einen hohen Seniorenanteil aufweist. Genau dieses Klientel wollen wir ja treffen", erläutert Brigitte Weißmann vom Referat Offene Altenhilfe des Caritasverbands Regensburg. "Wenn entsprechende Aktivitäten zur Gesundheitsförderung im Quartier angeboten werden können, ist das ein großer Vorteil", sagt sie. "Ein wichtiger Aspekt ist außerdem die Altersarmut." Aus diesem Grund wird beispielsweise der Qi-Gong-Kurs von der Caritas bezuschusst, so dass für jede Stunde nur drei Euro anfallen, die jeder Teilnehmer selbst zahlen muss. Marion Müller wird den Kurs in St. Anton dann leiten.
Für den Neueinsteiger der Gruppe ein Betrag, den er ohne zu Zögern bezahlt: "Es war wie eine sanfte Gymnastikstunde", sagt er. Seine Frau und er sind froh, dass sie im Pfarrbrief von dem Angebot erfahren haben. Sie werden auch nächsten Donnerstag kommen - und haben sich fest vorgenommen, die Übungen zu Hause fortzuführen. Denn das ist Teil des Projekts: Nach einer Anleitungsphase sollen die Senioren selbstständig in der Lage sein, das Erlernte zu praktizieren. Vielleicht trifft sich die Gruppe dann ja privat, um miteinander Qi-Gong zu machen. Darüber würde sich Gabriele Schneeberger ganz besonders freuen.
Info: Gesundheitsförderung im Quartier in St. Anton
Ab Mitte September ist in der Pfarrei St. Anton ein Qi-Gong-Kurs mit sechs Einheiten für maximal 15 Teilnehmer geplant. Qi-Gong soll auch hier zum regelmäßigen Angebot für Senioren werden. Ort und Zeit werden noch bekannt gegeben. Ab Herbst soll auch der Kurs "3000 Schritte extra" in St. Anton angeboten werden. Gemeinsam gehen Senioren eine kleine Runde durch ihren Stadtteil, den sie dabei mit neuen Augen kennen lernen können. Zeit: Dienstags, 14 Uhr; Ort: Pfarrzentrum St. Anton. Ab Januar 2014 ist geplant, sechs Einheiten Gedächtnistraining anzubieten. Alle weiteren Informationen können Interessenten dem Pfarrbrief und den Ankündigungen in der Presse entnehmen. Nähere Informationen zum Arbeitskreis "Gesundheit im Alter": Gerlinde Axmann, Gesundheitsamt, Telefon 09 41/40 09-761.