Jede vierte Stelle in der Pflege ist unbesetzt, lautet das Ergebnis des Caritaspanel 2022.Pedro Citoler
Berlin. Beim Pressegespräch der Caritas-Dienstgeber zum Tag der Pflege 2023 wurden die alarmierenden Ergebnisse der aktuellen Caritas-Rechtsträgerbefragung im Vergleich mit denen des IAB-Betriebspanels der Öffentlichkeit vorgestellt.
90 Prozent der teilnehmenden Caritas-Betriebe geben bei der Befragung 2022 an, dass die Gewinnung benötigter Fachkräfte mit größeren Schwierigkeiten verbunden ist. Zweidrittel der Caritas-Dienstgeber rechnen in den nächsten Jahren mit Personalmangel in ihren Bereichen. Bereits 2022 fand sich für jede vierte Stelle keine geeignete Fachkraft. Noch angespannter stellt sich die Lage im IAB-Betriebspanel dar: bezogen auf alle Wirtschaftsbereiche in Deutschland blieben 2022 sogar 45,2 Prozent der Fachkräftestellen unbesetzt.
"Die Ergebnisse des Caritaspanels machen im Vergleich mit der gesamtwirtschaftlichen Situation (IAB-Betriebspanel) deutlich, dass die Caritas attraktive Arbeitsbedingungen hat und sich als Arbeitgeberin behaupten kann. Doch vor dem Hintergrund, dass in den nächsten 10 Jahren rund 200.000 Mitarbeitende der Caritas in den Ruhestand gehen werden, alarmieren uns die Ergebnisse der Befragung auch: Angesichts eines allumgreifenden Fachkräftemangels in den Careberufen und unsicherer Finanzierungszusagen der Politik sind Einschränkungen des Angebots und Schließungen von Einrichtungen bereits Realität", so Norbert Altmann, Sprecher der Caritas Dienstgeberseite. "Die Caritas steuert dem mit allen Kräften entgegen und hat in diesem Zusammenhang unter anderem die Ausbildungskapazitäten erneut stark ausgebaut - doch auch die Politik muss endlich handeln. Die Einrichtungen brauchen praxistaugliche und zugleich rechtssichere Rahmenbedingungen sowie eine stabile, verlässliche Finanzierung."
Beim Pressegespräch zur Situation in der Pflege (v.li.): Dr. Pascal Krimmer, Norbert Altmann, Dr. Ute Leber, Marcel BieniekFoto: DGS
Die Einrichtungen der Caritas haben ihr Ausbildungsangebot gegenüber 2020 deutlich erhöht - im Bereich der Altenhilfe sogar um rund 50 Prozent. Dreiviertel der Caritas-Einrichtungen bilden aktuell aus und haben 2022 dreiviertel der Ausgebildeten mit erfolgreichem Abschluss selbst übernommen. Die Übernahmequote hat sich damit um ganze 12 Prozentpunkte gegenüber 2020 erhöht.
Altmann sieht aber auch die Medien in der Pflicht. Das Image der inzwischen gut bezahlten, sehr sicheren und gesellschaftlich wertvollen Berufe muss dringend verbessert werden: "Es hilft nicht, die sozialen Berufe immer nur schlecht zu reden." Mit kurzen Beispielen aus der Caritas-Praxis wurde beim Pressegespräch gezeigt, wie die Caritas-Dienstgeber an verschiedenen Stellen ansetzten, mit dem Fachkräftemangel umzugehen und diesem entgegenzusteuern.
Best-Practice-Beispiel Caritas Düsseldorf: Ausbildungsaktivität verstärken
Die Caritas in Düsseldorf hat es sich mit Ihrem Slogan "Bei Click Ausbildung" zum Ziel gesetzt, die Schwelle, eine Ausbildung in der Pflege zu beginnen, möglichst niedrig zu halten. Junge Menschen, die Interesse signalisieren, werden individuell und persönlich von einer eigens dafür eingerichteten Stelle betreut und auch während der Ausbildung begleitet. Auch die Abbruchrate konnte dadurch deutlich reduziert werden. Sollte ein erfolgreicher Abschluss der Ausbildung im Einzelfall nicht möglich sein, können so zudem motivierte Menschen für eine Weiterbeschäftigung bei der Caritas in ungelernten Bereichen gewonnen werden.
Best-Practice-Beispiel Caritas Hochrhein: Personal effizient einsetzen
Mehr Zeit für Pflege und damit den Pflegeberuf attraktiver zu machen, ist das Ziel der Caritas am Hochrhein. Mit zeitbezogener Pflege wird die Autonomie gewonnen, Pflege bedarfsgerechter anzubieten - mit dem Fokus die Selbständigkeit der ambulant Betreuten zu stärken. Eine entsprechende Vereinbarung mit den refinanzierenden Kassen liegt dem zugrunde. Im Ergebnis ist der Berufsalltag der ambulanten Pflegekräfte entspannter, weil er nicht mehr der üblichen vorgegebenen engen Zeittaktung unterliegt, und die Kundinnen und Kunden erfahren die Unterstützung, die sie wirklich benötigen.
Best-Practice-Beispiel DiCV München/Freising: Image der Careberufe verbessern
Mit einer breit aufgesetzten Pflege-Kampagne will der Caritasverband der Erzdiözese München und Freising Menschen dafür gewinnen, einen Beruf in der Alten- und Behindertenhilfe zu ergreifen. "Wir müssen die vielen schönen Seiten dieses sinnstiftenden Berufsfelds thematisieren, wie die Nähe zu den Menschen und die tiefe Zufriedenheit, die helfende Berufe mit sich bringen", so Gabriele Stark-Angermeier, Vorständin des Diözesan-Caritasverbands.
Pressemitteilung der Dienstgeberseite AK Caritas vom 11.5.2023