Hoher politischer Besuch in der Caritas-Fachklinik Haselbach: Die Landtagsabgeordneten Josef Zellmeier (5.v.l.), Joachim Unterländer (6.v.r.) und Hans Ritt (4.v.l.) trafen auf die Klinikleitung und den Diözesan-Caritasdirektor Michael Weißmann (rechts). Weigl/Caritas Regensburg
Hohen Besuch empfingen Träger- und Klinikvertreter kürzlich in Haselbach. Die Landtagsabgeordneten Josef Zellmeier, Joachim Unterländer und Hans Ritt statteten im Rahmen ihres Regionalbesuchs zusammen mit der stellvertretenden Landrätin des Landkreis Straubing-Bogen, Barbara Unger, Niederbayerns Bezirkstagsvizepräsident Franz Schedlbauer und Haselbachs Bürgermeister Johann Sykora der Caritas-Suchtklinik einen Besuch ab. Alle waren sich einig: Dieses "Kleinod stationärer Suchthilfe" müsse in Haselbach erhalten werden. Doch bis dahin seien noch viele Hürden aus dem Weg zu räumen.
Michael Weißmann, Regensburgs Diözesan-Caritasdirektor, begrüßte als Hausherr die Gesprächspartner zum runden Tisch in seiner Klinik. "Er habe grundsätzliches ein hohes Interesse daran, die Klinik noch länger weiter zu betreiben. Doch unter den derzeitigen Bedingen sei das praktisch nicht möglich", sagte er. Die Caritas könne die notwendigen Investitionen nicht stemmen. Das Geld für einen Neubau fehle, der niedrige Pflegesatz erlaube es nicht, dafür Rücklagen zu bilden. Die Klinik erfülle die vom Kostenträger, der Rentenversicherung, geforderten neuen leistungsrechtlichen Rahmenbedingungen nicht mehr. So erginge es auch anderen Fachkliniken. In Folge der hohen gesetzlichen Anforderungen mussten bereits einige bayerische Suchthilfe-Einrichtungen ihren Betrieb einstellen. Der bayernweite Bestand an Reha-Einrichtungen in der Suchthilfe ist seit 2010 um 14 Prozent zurückgegangen. Fast zwei Drittel der noch bestehenden Einrichtungen arbeiten nicht kostendeckend. "Die Anforderungen werden auf der einen Seite zwar laufend erhöht, die realen Vergütungen bleiben vergleichsweise gering", ergänzte Klinikleiterin Ingeborg Hebborn.
Josef Zellmeier (links) und Joachim Unterländer nahmen sich viel Zeit und informierten sich über die Situation an der Caritas-Fachklinik. Weigl/Caritas Regensburg
Kleinod der Suchthilfe Trotz dieser schlechten Rahmenbedingungen erwirtschaftete die Caritas-Fachklinik in Haselbach in den letzten Jahren immer wieder ein Plus. Das dadurch zurückgelegte Kapital sei aber für einen Neubau, geschweige denn für eine Generalsanierung viel zu wenig, merkte Stefan Schmidberger, Personalchef des Caritasverbands an. Der Gewinn konnte allein durch eine Vollauslastung von bis zu 104 Prozent erreicht werden. Andere Häuser haben im Vergleich eine Auslastung von lediglich 70 bis 80 Prozent. Eine solch schlechte Auslastung sei für die Rentenversicherungsträger oftmals das Argument für eine weitere Zentralisierung. "Man muss dabei jedoch auf die Qualität der Häuser schauen. Die geringe Auslastung mancher Kliniken kommt nicht ohne Grund zustande", sagte Dr. Reinhard Legner, leitender Arzt in Haselbach. Er sprach sich gegen eine weitere Zentralisierung der Suchthilfeeinrichtungen aus. Seiner Erfahrung nach resultieren daraus viele Probleme. "Man muss auf die Patienten und ihre unterschiedlichen Bedürfnisse schauen", betonte er. Betroffene schätzten in Haselbach die familiäre Atmosphäre der Einrichtung. "Große Häuser sind nicht für jeden Patienten das richtige", weiß Legner und sagt weiter: "In Ostbayern ist die Suchthilfe der Caritas gut aufgestellt. Diese Struktur dürfen wir nicht kaputt machen." Die Caritas-Fachklinik achte dabei auch auf die Nähe zu den Arbeitgebern der Patienten. Das sei entscheidend für die Wiedereingliederung der Entlassenen. "70 Prozent unserer Patienten gehen danach wieder ihrer Arbeit nach", so Legner. Laut Hebborn sei die Fachklinik Haselbach zudem ein guter Arbeitgeber und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Gemeinde Haselbach.
Der Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde Haselbach geschah auch in den Räumen der Caritas-Fachklinik. Weigl/Caritas Regensburg
Suchtkliniken besser finanzieren"Der Kostenträger braucht die Klinik, sieht den Wert der Klinik, erwartet aber von uns, dass wir eine Immobilie selber bauen", hinterfragt Schmidberger. Joachim Unterländer, sozialpolitischer Sprecher und Vorsitzender des Landtagsausschusses für Arbeit und Soziales, versprach, alles in seiner Macht Stehende zu tun, damit die Suchtklinik weiter bestehen kann. Es wäre "ein großer Verlust, nicht nur für Haselbach, sondern für ganz Bayern, wenn diese Klinik nicht mehr bestehen könnte", sagte er. Die Pflegesätze hätten sich ja bereits verändert und würden hoffentlich noch besser. Er sehe, dass Investitionen fällig sind. Aber dann müsse man der Caritas auch ein vernünftiges Angebot machen, diese zu refinanzieren. Ein solch erfolgreiches "Kleinod der Suchthilfe" müsse erhalten bleiben. Es brauche ein Signal der Politik, dass ein möglicher Neubau gefördert werde. Nur so könne man den Vorstand der Kostenträger überzeugen. Stefan Schmidberger konkretisierte diese Forderung und wies darauf hin, dass die Zeit drängt. Bis 2019 gilt eine Übergangszeit. Bis dahin müssten in Haselbach die geforderten Strukturreformmaßnahmen der Rentenversicherung erfüllt sein. Dazu gehören zum Beispiel die Einrichtung eines Notfallzimmers und die Erhöhung der Einzelzimmeranzahl. In Haselbach sind gegenwärtig bis zu drei Patienten auf einem Zimmer untergebracht. "Die Pläne müssen jetzt schnell konkret werden", war der eindeutige Wunsch aller am Tisch. Suchtkliniken müssten eben genauso behandelt werden wie Krankenhäuser. Josef Zellmeier, Parlamentarischer Geschäftsführer des Landtagsausschusses, will deshalb sehr bald weitere Schritte gehen. "Die Versorgung muss sichergestellt werden." Er wird sich den Bedarfskatalog abermals ansehen und diesen unter dem Fokus der Versorgungslage im Freistaat auswerten. "Suchtfachkliniken fallen in Finanzierungsfragen oft hinten runter", bedauerte Zellmeier. Der "Runde Tisch" sei aber ein deutliches Signal. Er wird sich mit den zuständigen Referatsleitern in Verbindung setzen, denn er will von jenen ein klares Signal bekommen.