#MeinPflegemoment: „Im Advent trommeln wir leise. Mit Geschichten.“ Notiert haben sie leitende Pflegefachpersonen aus Caritas Sozialstationen in der Diözese Regensburg. Das Bild zeigt (v.li.n.re.): Marina Lerach, Birgit Wach, Carolin Gallenberger, Katja Flory, Sabrina Fichtel. (Foto: Sonja Och / Caritas Regensburg)
Regensburg. Wer pflegt, erlebt. Dafür steht der neue digitale Adventskalender #MeinPflegemoment des Caritasverbandes für die Diözese Regensburg e.V. Jeden Tag im Advent erzählen Pflegeprofis darin von Momenten, die bleiben. "Wir hören so viel Negatives über den Pflegeberuf", sagt Birgit Renner, Leiterin des Referats Ambulante Pflege und Tagespflege. "Doch niemand erzählt die guten Geschichten." Mit dem Adventskalender #MeinPflegemoment soll sich das ändern.
Geschichten mit der Hand geschrieben
Entstanden sind die Geschichten vor wenigen Wochen in einem kreativen Schreibworkshop nach einer Methode der Regisseurin und Autorin Doris Dörrie. "Wir sind alle Geschichtenerzähler", behauptet sie in ihrem Bestseller "Leben Schreiben Atmen" und nennt darin einfache Methoden, um eigene Geschichten aufzuspüren. Rund 30 Pflegefachpersonen aus den Caritas Sozialstationen in der Diözese Regensburg haben sie ausprobiert - und ihre schönsten, heitersten und berührendsten Pflegemomente handschriftlich notiert.
Da geht es um einen fast Hundertjährigen, der sich zum 100. Geburtstag (endlich!) einen Rollator wünscht. Da geht es um zwei einsame Schwestern und einen Farbfernseher, da geht es um eine immerblühende Orchidee oder um den richtigen Sound zur Grundpflege. Und da geht es um einen Mann, der wusste, wann er stirbt. Dieses Türchen öffnet sich vorab, erzählt von einer Pflegefachperson aus der Region, die anonym bleiben möchte:
Der Mann, der wusste, wann er stirbt
"Montag - Mittwoch - Freitag. Das waren die Tage, an denen wir Herrn M. versorgten. Es durften nur eine Kollegin und ich zu ihm fahren, wir sprachen sogar unsere Urlaube ab, wir hatten eine sehr gute Verbindung zu ihm. Er war durch verschiedene Krankheiten schwach, jedoch nicht palliativ.
Eines Tages öffnete mir seine Ehefrau die Tür und sagte: ‚Gut, dass Sie kommen. Mein Mann sagt, er stirbt.‘ Ich natürlich schnell zu ihm, er saß am Bettrand, lächelte mich an und sagte: ‚Schön, dass du da bist. Ich sterbe heute noch.‘ Ich fand nicht, dass er sterbend wirkte, und dachte für mich, jetzt fange ich mal an. Er wollte jedoch keine Pflege, sondern verlangte nach seinem Enkelsohn und dem Pfarrer. Der Enkelsohn kam und setzte sich zu seinem Opa ans Bett, dieser umarmte ihn und sagte: ‚Ich wünsche dir noch ein schönes Leben.‘ Seine Frau weinte und weinte. Ich fühlte mich fehl am Platz, es war ein intimer Familienmoment. Herr M. sah seine weinende Frau an und sagte zu mir: ‚Komm, nimm sie mal in den Arm.‘
Nun klingelte es an der Haustür, die Tochter öffnete und sagte: ‚Der Herr Pfarrer ist da.‘ In dem Moment schloss Herr M. seine Augen und tat seinen letzten Atemzug."
KURZINFO
Der Adventskalender #MeinPflegemoment
Der digitale Adventskalender #MeinPflegemoment ist Teil der Kampagne "Trommeln für die Pflege" des Caritasverbandes für die Diözese Regensburg e.V. Ziel der Kampagne ist das Stärken der Profession Pflege. Im Intro zum Kalender heißt es: "Im Advent trommeln wir leise. Mit Geschichten." Weitere Informationen gibt es unter www.trommeln-fuer-die-pflege.de und in den sozialen Medien unter #TrommelnfürdiePflege.