Caritasvorsitzender Domkapitular Michael Dreßel stellte die „Herbergsuche“ – damals und heute – in den Mittelpunkt seiner Predigt im Gottesdienst für Bedürftige in St. Emmeram. Im Hintergrund der Meixner-Projektchor, der für die musikalische Begleitung sorgteH. C. Wagner
Regensburg - "Es ist Zeit, die Tore des eigenen Herzens zu öffnen", begrüßte der Caritasvorsitzende Domkapitular Michael Dreßel am Nachmittag des Heiligen Abends die Mitfeiernden in der Basilika St. Emmeram, "damit dieser neugeborene König, das Kind in der Krippe, Einzug halten kann in unserem ganz persönlichen Leben." Der Gottesdienst für Menschen in besonderen Lebenslagen hat eine lange Tradition im Weihnachtskalender, ebenso wie die anschließende Einladung von Obdachlosen und Bedürftigen in die Räume der Fürstlichen Notstandsküche. Dort begrüßte Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer die Gäste, ehe er wie jedes Jahr beim Servieren der Speisen unterstützte.
Die besondere Christmette für Obdachlose, Alleinstehende und Bedürftige geht auf eine lange Tradition zurück. Bert Meixner, der zwischenzeitlich verstorbene ehemalige Referatsleiter der Caritas Obdachlosenhilfe, hatte den Gottesdienst in den 1970er Jahren in der Pfarrei Reinhausen ins Leben gerufen. Sein Sohn Andreas lebt die väterliche Berufung aus tiefer Überzeugung und mit hohem Engagement weiter. Mit seinem immer zu diesem Anlass formierten "Weihnachtsprojektchor" gestaltete er den Gottesdienst musikalisch. Zusammen mit Matthias Leitner am E-Piano übertrug er die weihnachtliche Stimmung aus der Basilika später auch ins Refektorium.
In der gut besuchten und festlich geschmückten Basilika St. Emmeram hörten die Mitfeiernden das Weihnachtsevangelium nach Lukas, bevor der Caritasvorsitzende Michael Dreßel am Beispiel einer aufwühlenden Krippendarstellung des italienischen Künstlers Claudio Mattei einen Nebensatz aus der Glaubensverkündung in den Mittelpunkt seiner Predigt stellte: "Weil in der Herberge kein Platz für sie war" (Lk 2,7). Die Erfahrung, die Maria und Josef vor über 2.000 Jahren machen mussten, entspricht heute der Lebensrealität vieler Menschen, nicht dazu zu gehören oder nicht gewollt zu sein, weil sie Obdachlose, Flüchtlinge, gemobbte Kinder und Jugendliche oder noch Ungeborene sind, denen das Recht auf Leben verweigert wird. Nicht zu vergessen seien dabei auch Menschen, die aus zerbrochenen Beziehungen "herausfallen", sozial Schwache, Menschen mit Behinderung und alte Menschen.
"Weihnachten zeigt uns einen Gott, der an der Seite derer steht, für die es keinen Platz gibt", spannte Domkapitular Michael Dreßel einen positiven Bogen, "Weihnachten zeigt uns einen Gott, der selbst den allerletzten Platz einnimmt und die Haut derer schlüpft, die niemand haben will." Christen seien "Lobbyisten für das Leben", zitierte er Bischof Rudolf. "Christen sind Türöffner für Menschen, denen die Türe vor der Nase zugeworfen wurde." Und wer der Meinung sei, dass die besonderen Weihnachtsrituale der Caritas Regensburg nur ein Tropfen auf dem heißen Stein seien, entgegnete Dreßel mit den Worten von Papst Leo XV: "Keine Geste der Zuneigung, auch nicht die kleinste, wird vergessen werden." (Dilexi te, 4).
Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer lässt es sich nicht nehmen, zur Weihnachtsfeier mit Drei-Gänge-Menü ins Refektorium des Schlosses zu kommen und auch – hier gemeinsam mit Caritasvorsitzendem Michael Dreßel – beim Austeilen des Essens zu helfenH. C. Wagner
Zum Abschluss des Gottesdienstes überbrachte Dr. Robert Seitz, Abteilungsleiter Bildung und Soziales der Caritas Regensburg, in Vertretung von Caritasdirektor Michael Weißmann ein Grußwort, ehe die Eingeladenen ins Refektorium umzogen. Bischof Dr. Rudolf Voderholzer begrüßte im "schönsten Speisesaal" Regensburgs, dem des ehemaligen Benediktinerklosters St. Emmeram. Gemeinsam mit Domkapitular Michael Dreßel, Dr. Robert Seitz, Christian Hierold, Caritas Fachberater für Menschen in besonderen Lebenslagen sowie zahlreichen Helferinnen und Helfern servierte das Regensburger Kirchenoberhaupt dann das Essen. Es gab Kürbiscremesuppe und Jägerbraten vom Schwein mit bayerisch Kraut und Reiberknödel. Als Abschluss wurden von der Bäckerei Sipl gespendete Plätzchen und Stollen sowie Orangen, Mandarinen und alkoholfreier Punsch gereicht.
Als die Gäste der Notstandsküche an diesem Abend in die Heilige Nacht gingen, bekamen sie noch ein besonderes Geschenk mit auf den Weg: Die Mitglieder der Sinzinger Pfarrgemeinde St. Michael hatten mit ganz viel Herz zahlreiche, prall gefüllte rote Stofftaschen mit haltbaren Lebensmitteln und Hygieneartikeln als Geschenke gepackt.