Das Caritas Alten- und Pflegeheim St. Bernhard in Bernhardswald nimmt derzeit keine Bewohner mehr auf. Der Grund ist eine akute Personalnot. Der Fachkräftemangel in der Pflege ist im ganzen Land spürbar. Bundesweit fehlen 30.000 Pflegende. Diese Situation wird sich zuspitzen, denn der demografische Wandel trifft die Pflegebranche doppelt: Es gibt immer weniger Fachkräfte und gleichzeitig immer mehr Pflegebedürftige. Grund für die Personalnot ist mitunter das schlechte Image des Berufes. Wer in die Altenpflege geht, erntet zwar auch häufig Respekt, aber die meisten sagen doch: "Da wirst du schlecht bezahlt! Da hebst du dir den Rücken krumm! Da siecht das Leben vor sich hin!" Ist das wirklich so? Niemand weiß das besser, als die Menschen, die in der Altenpflege arbeiten. Sie sind die eigentlichen "Pflegebotschafter".
"Die Pflege ist mein Traumberuf", sagt Sieglinde Haseneder. Sie leitet das Caritas Alten- und Pflegeheim in Bernhardswald und ist seit 45 Jahren in der Branche tätig. Sie begann als Krankenschwester und wechselte später in die Altenpflege. Während die Pflege im Krankenhaus nur eine Nebenrolle erfülle, stehe sie im Altenheim im Mittelpunkt. St. Bernhard sei mehr als ein Haus der Pflege. "St. Bernhard ist Heimat für Bewohner und auch für Mitarbeitende", ist sie überzeugt. Umso schmerzlicher trifft Haseneder die derzeitige Situation. Sie kann keine weiteren Bewohner aufnehmen. Der Chefin fehlt schlicht das Personal, das sich um die Pflegebedürftigen kümmern könnte. Das Team arbeitet am Limit. Stellen sind ausgeschrieben - aber die passenden Bewerber fehlen.
Caritas-Pflegekraft verdient wie ein Mechatroniker
"Die Altenpflege ist eine anspruchsvolle Aufgabe", sagt Dr. Robert Seitz, zuständiger Abteilungsleiter bei der Caritas Regensburg. "Wir erwarten fachliche und menschliche Qualitäten von unseren Bewerbern. Nicht jede oder jeder ist für diesen Beruf geeignet." Es erfordere Mut, Ausdauer und Empathie, sich auf Themen wie Altersschwäche, Sterben und Tod einzulassen. Und trotzdem sei in einem Altenheim jeden Tag Leben und Bewegung. "Ich bin nicht sicher, ob es allein zuhause lebende Senioren besser haben", sagt Seitz. Die Caritas Regensburg entlohne ihre Mitarbeiter auch entsprechend, nach eigenem Tarif. Sie zahlt mehr als vergleichbare Einrichtungen. Im ersten Lehrjahr liegt der Lohn verglichen mit anderen Ausbildungsberufen an der Spitze (1041 Euro monatliches Bruttogehalt). Eine Fachkraft in der Altenpflege verdient bei der Caritas im Schnitt keinesfalls weniger als ein Mechatroniker. Nach fünf Berufsjahren verdient eine Caritas-Pflegefachkraft im Monat durchschnittlich 3100 Euro, nach 15 Jahren etwa 3700 Euro. Geld ist wichtig, aber nicht alles. Man könne in der Pflege auch Karriere machen - wie Regina Niederer, Pflegedienstleiterin in St. Bernhard.
Karriere in einem Beruf mit Herz
Niederer arbeitet seit Anfang Dezember in Bernhardswald. "Ich kann meine Ideen einbringen und habe viele Gestaltungsmöglichkeiten", sagt sie. Wie ihre Chefin kam sie auf Umwegen in die Altenpflege: Sie ist gelernte Krankenschwester und machte nach ihrer Ausbildung einen Bachelor in Pflegemanagement sowie einen Master in angewandten Sozial- und Bildungswissenschaften. Trotz ihres akademischen Hintergrundes sagt sie: "Die Zukunft des Berufes liegt in der Ausbildung." Kein Studium kann die Praxis ersetzen. Das bestätigen auch die "Pflegebotschafterinnen" Mandy Aumer und Cornelia Schiller. Mandy Aumer, Pflegefachkraft in St. Bernhard, hat vor vier Jahren ihre Ausbildung zur Altenpflegerin abgeschlossen, da war sie fast vierzig. Für sie ist der Beruf eine Berufung. Erst erzog sie ihre Kinder, dann pflegte sie die Schwiegermutter, zuletzt machte sie die professionelle Ausbildung. Die Senioren, die sie täglich betreut, seien ihr ans Herz gewachsen. "Ich lebe für die Altenpflege", sagt Aumer. Cornelia Schiller, Auszubildende in St. Bernhard, ist ebenfalls eine Spätberufene. Nach der Schule machte sie eine Ausbildung zur Zahnarzthelferin, mit 23 Jahren sattelte sie um, mittlerweile ist sie im dritten und letzten Lehrjahr ihrer Altenpflege-Ausbildung. Sie liebt die Nähe und den Kontakt zu den älteren Menschen und ist überzeugt: "Wer gibt, nimmt auch für sich selbst vieles mit." Ihre Arbeit stiftet Sinn.
Wie wichtig eine gute Betreuung im letzten Abschnitt des Lebens ist, weiß auch Albert Schiegl, Seniorenbeauftragter der Gemeinde Bernhardswald. "Manchmal geht es zu Hause einfach nicht mehr", sagt er. "Das Leben in St. Bernhard ist lebenswert." Er kennt das Haus von zahlreichen Besuchen, es liegt mitten im Ort und ist ins Gemeindeleben fest eingebunden. Regelmäßig besuchen im Rahmen des Projekts "Jung unterstützt Alt" Schüler das Pflegeheim, zuletzt war Schiegl mit einigen Senioren auf dem Christkindlesmarkt.
Die Pflege habe sich in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt, sagt Haseneder. Die Ansprüche seien zwar gestiegen, das Wesen ihres Berufes habe sich aber nicht verändert: Es findet sich im Caritas-Slogan "Wir pflegen Menschlichkeit". Diesen möchte die Heimleiterin auch künftig umsetzen - mit ausreichend Personal.
Zusatz-Info 1: Ausbildung und Arbeiten bei der Caritas
Informationen zum Arbeitsplatz Caritas und zu den Caritas-Hilfen im Alter gibt es im Internet unter www.caritas-regensburg.de/karriere und www.altenhilfe-caritas.de.
Zusatz-Info 2: Alten- und Pflegeheim Bernhardswald
Informationen zum Alten- und Pflegeheim Bernhardswald gibt es unter www.caritas-altenheim-bernhardswald.de