Glöckl FestzeltFotos: H. C. Wagner
Auch wer am Rande der Gesellschaft lebt, will durchaus an den Freuden des Lebens teilhaben. Dazur gehört ein entspannter Dult- und Festzelt-Besuch, der für viele Menschen aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich ist. Die Caritas Sozialberatung betreut pro Jahr rund 2.000 Klienten, Tendenz steigend. Dazu gehören Familien mit geringem Einkommen, Arbeitsuchende und Menschen im Rentenalter, aber Paare oder alleinstehende Personen, die durch die Folgen von Corona oder durch den grundsätzlichen Arbeitsplatzverlust in eine soziale oder finanzielle Schieflage geraten sind. Aber auch Studierende zählen zu den Klienten. Neben unterschiedlichsten niederschwelligen Hilfsangeboten ist auch der "Berechtigungsschein" für die Fürstliche Notstandsküche ein wichtiger Baustein. Rund 150 solcher Legitimationen werden pro Jahr ausgegeben.
Die Damen aus dem Caritas-Wohnheim St. Rita freuten sich über die Einladung ins Festzelt.
Weit über 100 Menschen folgten der Einladung ins Glöckl Festzelt. Unter den Gästen waren Bewohnerinnen des Caritas-Heims St. Rita für junge Frauen, des Übergangswohnheims für Männer und des Caritas-Tag-Nacht-Halts in der Landshuter Straße, in dem Obdachlose in Regensburg eine vorübergehende Bleibe finden. Schnell hatte sich im August herumgesprochen, dass es nach 2019 und 2022 wieder eine Einladung auf das beliebte Volksfest gibt. Ab 11 Uhr wurden Essens- und Getränkemarken ausgegeben. Wer ein halbes Hendl für Personen, die den Weg auf die Dult nicht geschafft hatten, mitnehmen wollte, bekam es in eine Warmhaltetüte eingepackt. Doch nicht nur für Essen und Trinken war gesorgt. Wie im letzten Jahr spielten wieder die "Zammgwürfelten" bayerisch-böhmische Blasmusik begleitet von Akkordeon.
Auf dem Balkon des Glöckl Festzeltes gab es nicht nur reichlich zu essen und zu trinken, sondern auch musikalische Unterhaltung von den „Zammgwürfelten“.
Ursprünglich war die Idee von der Dulteinladung im Jubiläumsjahr der Fürstlichen Notstandsküche geboren und erstmals umgesetzt worden. Die Tradition der "Armenspeisung" geht auf die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg zurück. In der Bevölkerung herrschte blanke Not. Fürst Albert I. gründete 1919 die Notstandsküche. Eine starke Motivation lag auch in der christlichen und sozialen Tradition des Hauses Thurn und Taxis. Seit 1951 ist die Caritas organisatorischer Partner und Rechtsträger der Institution, das Fürstliche Haus stemmt Betrieb und Finanzierung der Einrichtung. Das Angebot einer warmen, sättigenden Mahlzeit besteht an Werktagen von Montag bis Freitag. Die "Fürstenküche", so der umgangssprachliche Name, wird von Kindern, Rentnern und Erwachsenen aus allen Altersgruppen mittags aufgesucht. Finanziell bedürftige, aber auch Menschen mit psychischen Erkrankungen kommen zum Essen oder holen sich etwas ab. Oft ist dieser tägliche Weg in Refektorium des Fürstlichen Schlosses am Emmeramsplatz ein wichtiger Hilfsfaktor, um Regelmäßigkeit und Struktur in den Alltag zu bringen.