(v. l. n. r.) Die Leiterin des Kinderhorts Prüfening, Yvonne Rademarker mit der Erstklässlerin Romy, Lesepatin Regina Schade und Rita Hopfenbeck, Projektleiterin bei der Caritas Familienhilfe(Foto: Sonja Och / Caritas Regensburg)
"Wollen wir lesen?", ruft Romy lachend in den Ruheraum hinein, die Türklinke noch in der Hand. Dabei strahlt sie milchzahnfrei über beide Ohren, als wolle sie mit ihren derzeit einzigen, aber sehr spitzen Eckzähnen, einen Hinweis auf ihr Lieblingsbuch geben: "Hexe Lilly auf Schloss Transsilvanien". Die Erstklässlerin ist sehr stolz darauf, dass sie mit "ihrer" Vorleserin bereits Bücher für Zweitklässler liest. "Mit Regina hab‘ ich mich gleich befreundet und wenn wir zusammenlesen, fühle ich mich, als wäre ich zu Hause", beschreibt die Sechsjährige ungeduldig ihre seit Januar bestehende Lesepatenschaft in ihrem Hort. Romy muss jetzt schnell nach nebenan: "Da wartet der Mann von Regina auf mich, um mit mir zusammen Mathe zu machen", erklärt Romy auf dem Stuhl tanzend. Man mag ihr die Hippeligkeit verzeihen. Gerade noch hat sie fünfzehn Minuten lang hochkonzentriert Buchstabe für Buchstabe geflüstert, geatmet, gesummt - bis ein Wort entstanden ist, dass nun der Klärung bedarf: "Trans-sil-van-i-en" wiederholt Regina langsam und formt beim Sprechen jeden Laut mit ihren Lippen nach: "Ein sehr schwieriges Wort", pflichtet sie Romy bei, die wie gebannt auf Reginas Mund achtet, um das Wort gleich noch einmal, diesmal aber perfekt, wieder zu geben.
Für Regina Schade, Vorleserin, Geschichtenerzählerin, Freundin, Motivatorin und manchmal auch Kummerkasten sind das die schönsten Momente in ihrem Ehrenamt bei der Caritas: "Zu sehen, wie schnell die Kinder beim Lesen Fortschritte machen, vor allem, wenn man die Leseanfänger über einen längeren Zeitraum begleitet", erzählt Schade begeistert, während schon das nächste Kind angerannt kommt, um die kostbare Lesezeit mit Regina abzuholen. "Man braucht Geduld und muss verstehen, dass jedes Kind individuell ist", erklärt die Vorleserin auf die Frage, welche Herausforderung ihr Ehrenamt mit sich bringt. Die Kinder sollen sich ihr Buch nach ihren Interessen aussuchen. "Vom Atlas über Comics, bis hin zu Fußballkarten war schon alles dabei", erinnert sich Schade sanft lächelnd, "aber für was es sich auch entscheiden mag - Hauptsache das Kind liest!".
Momentan gibt es jedoch mehr lesehungrige Kinder, als ehrenamtliche Paten zur Verfügung stehen. Die Caritas Familienhilfe sucht immer nach engagierten Menschen, die ihre Zeit und ihre Begeisterung für das Lesen mit anderen teilen möchten, die Freude am Umgang mit Kindern haben und 30 Minuten Zeit pro Woche mitbringen. Als Lesehelfer bei der Caritas Familienhilfe geht es darum, mit Geduld, Humor und der eigenen Liebe zur Literatur Kinder für das Lesen zu begeistern. Das Treffen mit dem Lesekind findet persönlich im Hort der jeweiligen Schule statt, wo man sich in einer angenehmen und unterstützenden Umgebung treffen kann. Bereits nach wenigen Monaten erzielen die Lesekinder erste Erfolge beim Lesen - eine wertvolle und schöne Erfahrung für alle Beteiligten.
Fragt man Romy, was ihr am Lesen mit Regina am besten gefällt, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: "Das Zusammensein! Und die vielen Bilder, die im Kopf entstehen!".
Wer Lesepate bei der Caritas Familienhilfe werden möchte, kann sich persönlich im Beratungszentrum St. Gabriel in der Bruderwöhrdstraße 3 in Regensburg melden oder auch gerne eine E-Mail an patenschaften@caritas-regensburg.de schreiben. Telefonisch ist das Referat für Soziale Bildung immer mittwochs von 13:00 bis 17:00 Uhr und donnerstags von 09:00 bis 13:00 Uhr erreichbar. Die Telefonnummer lautet: 0941 5021-523.