Cordula (47) ist am Ende ihrer Kräfte. Ihr Partner Jakob trinkt zu viel Bier - jeden Tag kommt er schon mit einer Fahne von der Arbeit nach Hause. Und am Esstisch und im Wohnzimmer beim Fernsehen geht es weiter mit dem Trinken. Schon wenn er in die Wohnung kommt, beginnen die beiden deswegen zu streiten. So geht es seit mehreren Wochen, seit Jakob einen neuen Chef bekommen hat und sich in der Arbeit die Probleme türmen. Cordula will ihren Jakob nicht bloß stellen und nach außen hilft sie, sein Alkoholproblem zu verheimlichen. Doch sie selbst fühlt sich extrem allein gelassen und wird immer unsicherer und ratloser: Ist das bei Jakob schon Alkoholmissbrauch und Sucht, ist er gar Alkoholiker? Wie können die beiden gemeinsam einen Weg finden, dass Jakob seine beruflichen Probleme nicht mehr im Bier ertränkt? Cordula möchte mit niemandem aus dem Freundes- und Verwandtenkreis über das Problem reden. Doch sie merkt, die vielen sorgenvollen schlaflosen Nächte zehren an ihrer eigenen Gesundheit. Sie hat häufig Kopfschmerzen, ist tagsüber bei der Arbeit unkonzentriert und sie fühlt sich ständig müde und ausgelaugt.
Durch eine Notiz in der Tageszeitung ist Cordula auf die Angehörigenarbeit der Caritas-Fachambulanz für Suchtprobleme aufmerksam geworden. Diplom-Sozialpädagogin Monika Gerhardinger bietet dort in regelmäßigen Abständen eine offene Informationsveranstaltung für Angehörige von Menschen mit Suchtproblemen an. "Viele Frauen und Männer, die zu mir in die Informationsveranstaltung kommen, scheuen sich, mit jemandem über ihre Probleme zu reden", sagt Gerhardinger. Und sie betont: "Die Teilnahme an unserer Informationsveranstaltung ist auf Wunsch anonym. Auch eine Anmeldung ist nicht nötig." So hält sie die Hemmschwelle für Angehörige und Freunde bewusst ganz niedrig, so dass diese hier bei der Caritas oftmals zum ersten Mal mit dem Sucht-Hilfesystem in Berührung kommen.
In der Infoveranstaltung gibt Monika Gerhardinger Orientierungshilfen, wie Angehörige und Freunde sich am besten gegenüber Suchtkranken verhalten und wie sie zu einem selbstbestimmten Leben zurückkehren können. Sie erklärt, wo Sucht beginnt, wie man eine Abhängigkeit erkennt und welche Hilfen es gibt. Alle zwei Wochen beispielsweise bietet Gerhardinger bei genügend Nachfrage selbst einen Gesprächskreis für Angehörige an, in dem sich Menschen mit ähnlichen Problemen in einem geschützten Rahmen und in angenehmer Atmosphäre treffen und austauschen können. An ihm möchte Cordula die nächsten Monate teilnehmen. Und vielleicht gelingt es ihr auch, ihren Jakob zu einem Beratungstermin bei Monika Gerhardinger oder ihren Kollegen zu überreden.
Die nächste Informationsveranstaltung für Angehörige findet am Freitag, 16. Januar von 16.30 bis 18.00 Uhr in den Räumen der Caritas-Fachambulanz, Hemauerstraße 10c, statt. Alle Interessierten sind eingeladen. Mehr Informationen gibt es unter www.suchtambulanz-regensburg.de oder telefonisch unter 0941/630827-0.