Gute Laune ist beim Sonnenzug Trumpf.Daniel Steffen
Um sieben war bereits hektisches Treiben auf Gleis Eins des Regensburger Hauptbahnhofs. Menschen begrüßten sich und fielen sich herzlich in der Arme. Zünftige Blasmusik machte deutlich: Heute ist der Tag des Sonnenzugs. Jedes Jahr am ersten Juli-Samstag startet die traditionelle Ausflugsfahrt der Caritas Regensburg. In diesem Jahr mit an Bord: 367 Teilnehmer, darunter viele ältere, pflegebedürftigen Menschen und 40 Rollstuhlfahrer. 80 ehrenamtliche Helfer von Caritas und Malteser sorgten wieder dafür, dass die Gäste wohlbehalten ans Ziel kamen. Diesmal ging es in die in die ehemalige Reichsstadt Nördlingen.
Zum 49. Mal organisierte die Caritas Regenburg diese Urlaubsfahrt für alte und junge Menschen, die gehandicapt sind, Betreuung und Hilfe brauchen, oder sich eine solche Fahrt sonst nicht leisten könnten. Um 7.49 Uhr setzten sich die angenehm klimatisierten Agilis-Wagen in Bewegung. Zuvor gaben Regensburgs Bürgermeister Jürgen Huber und Landrätin Tanja Schweiger den Ausflüglern persönlich gute Wünsche mit auf den Weg. "Ich bin jetzt das dritte Mal mit dabei. Für einen Menschen, der nicht mehr so gut laufen kann, ist die Sonnenzug-Fahrt schon sehr angenehm", sagte die 81-jährige Anna Lehner. Und Anna Kazmierzak, seit vielen Jahren als Caritas-Helferin mit dabei, stimmt mit ein: "Ich freue mich jedes Jahr aufs Neue, mit dabei zu sein und zu helfen", sagte sie. Das Miteinander stimme einfach und man treffe auf der Fahrt immer wieder neue liebe Menschen.
Zwei Mitarbeiter von Agilis zusammen mit Brigitte Weißmann (2.v.r.) und Helfer Markus Mungay (rechts) bei der Ankunft in Nördlingen.Daniel Steffen
80 Helfer und die besten Ärzte
Viele Sonnenzügler werden bereits seit den frühen Morgenstunden auf ihrem Weg nach Regensburg von Maltesern begleitet. Die Gäste reisen aus dem Großraum Regensburg, Kelheim und Cham an. 80 Ehrenamtliche von Caritas und Malteser sorgen den ganzen Tag über für die Betreuung und Logistik. Sie greifen buchstäblich unter die Arme. Sie packen an, wo es nötig ist und sorgen dafür, dass alle Gäste, darunter 40 Rollstuhlfahrer, mobil sind. Ein Team aus vier hochkarätigen Ärzten sorgte für die Sicherheit und ist immer einsatzbereit. "Wir hatten keinen Notfall zu beklagen, nur ein paar kleinere Wehwechen", resümiert Dr. Rainer Tichy, früherer Chefarzt, Notarzt und Diözesanleiter des Malteser Hilfsdienstes. Mit dabei waren wie immer auch das Ärzte-Ehepaar Eiber aus Waldmünchen und zum ersten Mal Professor Dr. Maximilian Burger, Direktor der Klinik für Urologie am Caritas-Krankenhaus St. Josef.
Junge Malteser genossen den Ausblick vom Kirchturm Daniel, 90 Meter über der Stadt.Daniel Steffen
"Ein älterer Herr hat extra für uns auf seiner Mundharmonika gespielt", sagte Nina Huber. Sie war eine von 13 Schülerinnen des St.-Mariengymnasiums Regensburg, die sich auch in diesem Jahr wieder als Helferinnen engagierten. Ganz liebevoll kümmerten sich die jungen Damen um die älteren Herrschaften. "Die Mädels waren einfach großartig und legten dort Hand an, wo sie gebraucht wurden, hatten zu jeder Zeit den aufmerksamen Blick für die Situation", sagte Brigitte Weißmann. Sie organisiert federführend seit vielen Jahren den Sonnenzug.
Die feierliche Messe gehört dazu. Diakon Michael Weißmann assistierte dem dortigen Pfarrer.Daniel Steffen
Gemeinsam Ja zum Leben
Wenige Meter vom Bahnhof entfernt grüßte bereits der Turm der katholischen Kirche St. Salvator. Dort zelebrierte der Nördlinger Dekan Paul Erber gegen 11.00 Uhr mit der Sonnenzugfamilie eine feierliche Messe. Diözesan-Caritasdirektor Michael Weißmann assistierte ihm als Diakon. Die gemeinsame Feier mit dem Caritasdirektor gehört freilich dazu. Die Sonnenzügler füllten den Kirchenraum bis auf den letzten Platz. "Der Mensch lebt von der Zuneigung Gottes und von der Zuwendung anderer Menschen", sagte Diakon Weißmann in seiner Predigt. Gott selber sei in Jesus Christus auf die Welt gekommen und habe damit deutlich und greifbar gemacht, dass Gott zu jedem Menschen "Ja" sage. Jeder Mensch sei erwünscht. Darin genau liege unser Heil und damit auch unsere Heilung. Die Botschaft Jesu möchte uns aufrichten und ermutigen. Im Sonnenzug zeige sich, dass wir dem Nächsten nicht gleichgültig gegenüberstehen. Der Caritasdirektor dankte allen Helferinnen und Helfern und dem gesamten Organisationsteam für ihre großartige Arbeit.
Nördlingen war an diesem Tag fest in der Hand der Regensburger Sonnenzügler.Daniel Steffen
Ausflug nach Plan
Nach der Messe ging es zu Fuß ins "Klösterle", einem bedeutenden historischen Bauwerk. Es hat seinen Ursprung in einer mittelalterlichen Anlage und wurde später im Stil der Renaissance umgestaltet. Es beherbergt heute ein Hotel und den Nördlinger Stadtsaal, war in früheren Jahren erst Franziskanerklosterkirche und später Kornschranne. Dort wartete ein saftiges Gulasch auf die Sonnenzuggäste. Nach Kaffee und Kuchen machten sich die allermeisten auf, die wunderschöne historische Stadt zu erkunden. Manche bestiegen sogar den 90 Meter hohen und berühmten Kirchturm Daniel, ein Wahrzeichen der Stadt. Andere wiederum gönnten sich bei idealen Temperaturen ein kleines Eis. Nur ein kleiner Rest von etwa 30 Sonnenzüglern blieb aus gesundheitlichen Gründen im Restaurant und vertrieb sich dort fröhlich die Zeit. Sonnenzug-Chefin Brigitte Weißmann blickte in viele fröhliche Gesichter. Um nichts anderes geht es nämlich an diesem Tag. "Unseren Gästen soll es an nichts fehlen. Und wenn heute neue Bekanntschaften, dann haben wir alles richtig gemacht", sagte sie. Zusammen mit ihrem Team arbeitet sie seit Monaten auf diesen Tag hin. Von früh morgens bis spät abends müssen die organisatorischen Rädchen ineinander greifen. Mehr als 1000 Liter Getränke, mehr als 900 Wurstsemmeln und viele Rollstühle müssen an Bord des Zuges gebracht werden. Die meisten Gäste und Helfer sind seit mehreren Jahren mit dabei. "Es lief alles perfekt", sagte Weißmann. Dieser Tag ist aber nun vorbei. Ihre Gedanken gehen jetzt schon ins nächste Jahr. Dann wir es der 50. Sonnenzug in der Geschichte der Caritas Regensburg sein. "Da lassen wir uns natürlich etwas ganz Besonderes einfallen", verspricht sie. Und eines ist sicher: Viele Gäste werden jetzt schon wieder 364 Tage darauf hinfiebern.
Zusatz-Info:
Im Bistum Regensburg werden jährlich vier Sonnenzüge veranstaltet. Auch die Caritasverbände in Deggendorf, Dingolfing, Straubing und Weiden organisieren zum Teil gemeinsam solche Ausflugsfahrten für ältere und behinderte Menschen. Informationen zum Sonnenzug und viele Bilder dazu finden Sie auf www.caritas-regensburg.de/sonnenzug.